Für die meisten Menschen ist das Auftragen eines Parfums ein Muss: Wer darauf vergisst, reagiert oft schnell genervt. Normalerweise möchte man nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere gut riechen. Den Mitarbeitern vom deutschen Händler "Getränke Hoffmann" ist es anscheinend jedoch lieber, wenn man nicht mit schweren Düften antanzt. Arbeiter des Neusser Getränkemarkts verweigern mit einem Schild nun Kunden den Eintritt, wenn sie sich mit einem ganz bestimmten Parfum davor eingesprüht haben.
"Kirke" von Tiziana Terenzi ist für die Qual der Mitarbeiter verantwortlich: Das Parfum, welches fruchtig und süß riecht, kommt vor allem bei jungen Leuten gut an. Obwohl sich die Kopfnoten aus Passionsfrucht, Pfirsich und Birnen sehr schmackhaft anhören, zeigen sich die "Getränke Hoffmann"-Mitarbeiter nicht wirklich begeistert. Wer jetzt denkt, dass es sich bei dem Parfum um einen billigen Duft handelt, hat falsch gedacht: Falls man sich gleich den 100 Milliliter-vollen Flakon gönnen möchte, muss für das Unisex-Parfum satte 214 Euro blechen.
Der Duft mag für die neue Generation ein bombastisches Parfum sein, doch den Mitarbeiter bereitet dieser alles andere als Freude: "Wenn jemand diesen Duft trägt, kann ich danach nicht mehr arbeiten. Ich bekomme Kopfschmerzen und Schwindelanfälle", klagt ein Arbeiter des Neusser Geschäft gegenüber der "Neuss-Grevenboicher Zeitung". Laut dem Neusser Blatt ist der Mitarbeiter nicht alleine mit seinen Symptomen. Woher sie wussten, um welchen Duft es sich handelt, ist einem der Mitarbeiter zu verdanken: "Mein Sohn hatte ihn mal, daher kenne ich ihn genau", erläutert der Vater gegenüber der Neusser Zeitung.
Für die Mitarbeiter gab es nur eine einzige Lösung, um dieses Nischenparfum aus ihrem Laden zu verbannen: ein Schild vor dem Geschäft. Darauf ist deutlich zu lesen: "Liebe Kunden! Wenn Sie das Parfüm Tiziana Terenzi Kirke o.ä. tragen, bitten wir Sie den Markt nicht zu betreten. Wir bedienen Sie gerne vor der Tür, aber aufgrund massiver Kundenbeschwerden und Allergie von Mitarbeitern können wir nicht anders reagieren. Danke für Ihr Verständnis!"
Nicht alle Kunden reagieren darauf verständnisvoll: Ein Nutzer ergreift die Initiative und schreibt folgende Online-Rezension: "Komischer Laden, lieber nicht betreten. Sonst hat man noch das falsche Deo/Parfüm drauf und wird rausgeschmissen." Ein anderer User teilt seine Meinung: "Man scheint sich seine Kunden hier wohl ganz genau auszusuchen. Sogar das Parfum spielt eine Rolle. Da gehe ich kein Risiko ein, in Neuss gibt es genug Alternativen."
Während in den Online-Bewertungen nur negative Stimmen aufeinandertreffen, zeigen sich andere User unter dem Instagram-Post von @notesofgermany positiver: "Das ist mal klasse! Als Asthmatikerin bin ich voll dabei! P.S.: Nichts gegen Parfum - aber bitte nicht als Ganz-Körper-Kleidung-Komplett-Duft", schreibt einer Userin. Andere Nutzer wollen auch anderen Düften in den Kommentaren den Krieg ansagen: "Bravo! Und auch Jil Sander "SUN" eine Zumutung". Ein anderer User fragt: "Ist das genauso widerlich wie Baccarat Rouge???".
Die Getränke-Firma wusste nichts von der Aktion der Mitarbeiter. Gegenüber der "BILD" schreibt die Sprecherin von "Getränke Hoffmann", dass es sich "offensichtlich auf der Initiative eines einzelnen Mitarbeiters handle, der dieses Parfum im wahrsten Sinne des Wortes so gar nicht riechen konnte." Die bekritzelte Kartontafel ist auch somit bereits weg. Ob treue "Kirke"-Träger sich nun in den Neusser Laden wieder reintrauen, ist dennoch nicht sicher.