Am 27. April fanden in Wien Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen statt, die SPÖ ging mit 39,3 Prozent als klarer Sieger ins Ziel. Die FPÖ mit Parteichef Dominik Nepp landete mit 20,4 Prozent auf Platz 2. Platz 3 ging an die Grünen mit 14,5 Prozent, der pinke Juniorpartner der ersten Punschkrapferl-Koalition kam auf exakt 10 Prozent der Stimmen. Die Wiener ÖVP rutschte dramatisch auf nur 9,7 Prozent ab.
Rein rechnerisch stand Wiens Bürgermeister und SPÖ-Chef Michael Ludwig eine Koalition mit jeder der genannten Parteien offen. Ein rot-blaues Bündnis schloss Ludwig aber bereits vor der Wahl kategorisch aus. Nach Sondierungen mit Grünen, Neos und ÖVP entschied sich die Wiener Sozialdemokratie – für Insider wenig überraschend – für die Aufnahme von Koalitionsgesprächen mit dem pinken Juniorpartner.
Am Montag war zu hören, dass sich die inhaltlichen Gespräche, die in mehreren Themen-Untergruppen geführt werden, in der Zielgerade befinden. Nach außen gaben sich beide Parteien zwar wortkarg, doch hinter den Kulissen laufen die Gespräche offenbar auf Hochtouren. Noch diese Woche könnte eine Einigung stehen. Danach würde wohl das große Feilschen um die Stadtratsposten folgen.
Nach Abschluss der inhaltlichen und personellen Einigung müssen sowohl die Gremien der SPÖ als auch die der Neos den Koalitionspakt abnicken. Bei den Genossen ist das erfahrungsgemäß reine Formsache. Etwas weniger gut vorhersagbar ist das Abstimmungsverhalten bei den Neos. Bei den Pinken muss die Mitgliederversammlung grünes Licht geben, als Termin dafür ist der 7. Juni vorgesehen.
Dabei soll auch Bettina Emmerling, die nach dem Wechsel von Bildungsstadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr seine Agenden in der Stadt übernommen hat, als Vizebürgermeisterin fixiert werden. Eine Wahl, die innerhalb der Neos dem Vernehmen nach nicht ganz unumstritten ist. So mancher soll sich Klubobfrau Selma Arapović, die auch bei der Wien-Wahl auf dem zweiten Listenplatz nach Wiederkehr gereiht war, als Stadtvize wünschen.
Am 10. Juni, dem Dienstag nach dem langen Pfingstwochenende, soll dann die Neuauflage von Rot-Pink II in Wien offiziell verkündet werden. Dabei ist, was die Positionen der Stadträte anbelangt, nicht mit großen Überraschungen zu rechnen, hört man aus dem Rathaus. Einzig der mächtige Posten des Finanz- und Wirtschaftsstadtrats, der nach dem Wechsel von Peter Hanke in die Bundesregierung vakant ist, birgt etwas Spannung. Wobei sich hier die Kür von SPÖ-Landesparteisekretärin Barbara Novak als oberste Finanzerin der Stadt abzeichnet.