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"Aus Kontext gerissen" – ORF spricht zu Lockdown-Gala

Nach der großen Aufregung um eine TV-Gala mit Österreichs Spitzenpolitik meldet sich jetzt der ORF zu Wort. Eine Aftershowparty habe es nicht gegeben.

Leo Stempfl
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Keine Aftershow-Party, sondern eine 35-Minütige Verabschiedung der Polit-Promis.
Keine Aftershow-Party, sondern eine 35-Minütige Verabschiedung der Polit-Promis.
zVg

Wie bei so ziemlich jeder Frage aus dem Corona-Kosmos ist das Land auch bei jener tief gespalten. Es geht um die "Licht ins Dunkel"-Gala im ORF. Am Mittwochabend sammelte man genau drei Stunden lang 3,3 Millionen Euro an Spenden. Für den ORF laut Presseaussendung ein "großer Erfolg", für andere eine Bankrotterklärung des österreichischen Sozialsystems und Unverantwortlich angesichts der aktuellen Corona-Lage.

Die "ZiB 2" mit Armin Wolf konnte dadurch erst um 23.20 Uhr starten. So spät, wie noch nie – normalerweise gibt es keine "ZiB 2" nach 23 Uhr mehr. Rückblickend war das aber noch das geringste Übel. Denn in den Tagen darauf steigt der Unmut über die durch die Spendengala erzeugten Bilder.

Keine "Aftershowparty"

Ins Gedächtnis brannte sich eine Kamerafahrt durch das Fernsehstudio gegen Ende des Events. Nach getaner Arbeit spielten die Musiklegenden "Opus" ihren Hit "Live is Life", rund 100 Gäste klatschten freudig dazu, standen dicht an dicht und ohne Maske im Zuschauerraum. Unterdessen ist das restliche Land im harten Lockdown, darf nur für Arbeit, Schule und lebensnotwendige Erledigungen das Haus verlassen und maximal einen nahen Angehörigen treffen.

Die Krönung stellte dann ein Foto dar, das auf sozialen Netzwerken kursierte. Es zeigte dutzende Menschen an der Bar, tratschend und Sekt-trinkend. "Es gab nach Ende der live übertragenen TV-Produktion keine Aftershowparty", stellt wiederum der ORF klar.

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    Bundespräsident Alexander Van der Bellen klatscht bei der "Gala für Licht ins Dunkel",
    Bundespräsident Alexander Van der Bellen klatscht bei der "Gala für Licht ins Dunkel",
    ORF Mediathek

    Fotos aus dem Kontext gerissen

    "Es dauerte ungefähr 35 Minuten, bis die letzten anwesenden Politikerinnen und Politiker sowie Prominente, die an den Spendentelefonen saßen, den ORF verlassen hatten." Einzelne Mitwirkende hätten dabei Erinnerungsfotos gemacht, "die aus dem Kontext gerissen den falschen Eindruck einer Partysituation erwecken können". Alle Anwesenden hätten die geltenden Sicherheitsmaßnahmen eingehalten, dazu zählte auch ein 2G+-Nachweis.

    Wie Pius Strobl vom ORF (Bereich Humanitarian Broadcasting) darüber hinaus dem "Standard" erzählte, hätten drei der anwesenden Minister den letzten Weg zum ORF-Zentrum sogar zu Fuß absolvieren müssen. Grund: Alle Besucher mussten vorab angemeldet werden, auf die jeweiligen Chauffeure hatte man aber vergessen.

    Auch Schallenberg reagiert

    Im Interview mit "Heute" reagiert auch der im Zentrum der Kritik gestandene Bundeskanzler Alexander Schallenberg. "Von Feiern kann keine Rede sein", stellt "Schalli" klar. "Ich bin dort über drei Stunden lang für 'Licht ins Dunkel' am Telefon gesessen, vom ORF mit strengen Sicherheitsbestimmungen organisiert. Über drei Millionen Euro Spenden wurden an diesem Abend gesammelt – mitten in einer Krisenzeit. Ich habe die Telefonate auch genützt, um mit Menschen zu reden, die Fragen zur Pandemie, zur Impfung, zum Lockdown hatten. Das war auch insofern sehr wertvoll."

    "Das war ein beruflicher Termin für einen guten Zweck, nichts anderes."