Warnung vor neuem Engpass

Autoindustrie rast auf nächste Mega-Krise zu

Europas Autobauer könnten ab 2026 erneut vor massiven Halbleiterproblemen stehen – und diesmal ist es kein reines China-Problem.
André Wilding
24.11.2025, 09:14
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben
Hör dir den Artikel an:
00:00 / 02:45
1X
BotTalk

Kaum ist das Chaos rund um den niederländisch-chinesischen Chip-Produzenten Nexperia halbwegs unter Kontrolle, kommt schon die nächste Hiobsbotschaft für Europas Autobauer: Laut einer Analyse der Strategieberatung Strategy& droht bereits ab 2026 ein neuer Halbleiter-Schock – mit deutlich schwereren Folgen als zuletzt.

Der Grund: Während die weltweite Autoproduktion bis 2030 um 5,6 Prozent wächst, explodiert der Bedarf an Fahrzeug-Chips im selben Zeitraum auf rund 140 Milliarden Dollar – ein Plus von zehn Prozent jährlich. Haupttreiber ist die fortschreitende Digitalisierung: Schon heute steckt in einem Premiumfahrzeug Technik für rund 3.000 Chips.

"Just-in-time"-Lagerhaltung

Das Problem: Autobauer konkurrieren mit Tech-Konzernen um dieselben Fertigungskapazitäten – und geraten ins Hintertreffen. Bereits die Chipkrise von 2021 bis 2023 hatte laut Strategy& über 100 Milliarden Euro gekostet. Und es drohen erneut massive Verluste, wenn die Branche nicht gegensteuert.

Besonders kritisch: In 15 Prozent der untersuchten Premiumfahrzeuge wurden Chips verbaut, die bereits zum Serienstart technisch veraltet oder bald gar nicht mehr verfügbar waren. Gleichzeitig setzen viele Hersteller weiter auf "Just-in-time"-Lagerhaltung – fatal, wenn die Lieferkette stockt.

Die Abhängigkeit von internationalen Lieferanten ist groß: 60 Prozent der in europäischen Premiumautos genutzten Chips stammen aus dem Ausland. Auch bei Rohstoffen ist die Lage heikel: 80 Prozent des hochreinen Quarzes kommen aus den USA, 90 Prozent des Galliums aus China.

Frühwarnsysteme, flexible Lieferketten

Für Tanjeff Schadt, Partner bei Strategy& Deutschland, ist klar: Die Branche muss umdenken. "Die Autoindustrie ist noch aus den 1990er-Jahren auf Optimierung und Kostenersparnis getrimmt, dabei ist der sichere Zugang zu Halbleitern längst zur strategischen Überlebensfrage für deutsche Hersteller und Zulieferer geworden", so Schadt gegenüber dem KURIER.

Sein Vorschlag: Frühwarnsysteme, flexible Lieferketten, permanente Krisenteams – und vor allem eine neue Denkweise schon beim Fahrzeugdesign. Denn: Nach Serienstart seien Änderungen teuer und langsam, heißt es weiter.

Der nächste Crash ist programmiert – wenn nicht rasch gehandelt wird, drohen erneut Milliardenverluste und leere Werkshallen.

{title && {title} } wil, {title && {title} } 24.11.2025, 09:14
Jetzt E-Paper lesen