Schlechte Nachrichten für die Automobilindustrie: Weil der niederländische Chip-Hersteller Nexperia schon seit Tagen keine oder deutlich weniger Halbleiter als sonst ausliefert, fürchten die größten Autohersteller Produktionseinschränkungen oder sogar Produktionsstopps.
Worum geht's? Der Technologie-Konkurrenzkampf zwischen China und den USA wird immer brutaler. Peking ist am Vormarsch, Washington versucht mit aller Kraft, dies zu stoppen. Dabei gerät auch Europa zunehmend unter Druck.
Im September hat die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen, die eigentlich einem chinesischen Konzern gehört. Als Grund wurden Sicherheitsbedenken genannt, mittlerweile ist klar, dass auch die USA Druck gemacht haben. China hat als Gegenmaßnahme ein Exportverbot für die Chips verhängt, die in so gut wie allen deutschen Autos eingebaut sind.
Da sich der Streit bereits seit Wochen hochschaukelt, werden die Folgen immer spürbarer. "Schon in naher Zukunft könnte es zu erheblichen Produktionseinschränkungen, gegebenenfalls sogar zu Produktionsstopps kommen", warnt Hildegard Müller, Präsidentin des deutschen Verbands der Automobilindustrie. Mittwochabend soll es bereits ein erstes Krisengespräch im deutschen Wirtschaftsministerium gegeben haben. Laut VW könnten Auswirkungen auf die Produktion "kurzfristig nicht ausgeschlossen werden".
"Die Lage ist ernst", sagt Beatrix Keim, Direktorin des Center Automotive Research, im Ö1-Morgenjournal. Die Chips seien in so gut wie jedem großen Autohersteller verbaut und sie würden einfach fehlen. Kurzfristig auf andere Chip-Produzenten umzustellen, sei nicht so einfach.
Keim kritisiert dabei das Vorgehen der niederländischen Regierung: "Es wäre besser gewesen, wenn man zuerst mit der Automobilindustrie und anderen Betroffenen gesprochen hätte." Sollte es zu einem Produktionsstopp kommen, werde es bestimmt Lieferverzögerungen geben, befürchtet die Expertin.