Der österreichische Einfamilienhausmarkt ist zurück auf Wachstumskurs. Nach zwei Jahren der Flaute erlebt der Sektor im ersten Halbjahr 2025 eine kräftige Erholung. Laut dem neuen RE/MAX ImmoSpiegel stiegen die Verkaufszahlen österreichweit um 31,6 Prozent auf 5.053 Häuser – damit liegt das Ergebnis sogar über dem Zehnjahresdurchschnitt.
Während die Preise nominal um 2,2 Prozent auf 337.052 Euro anzogen, sind die Häuser jedoch real um 16,3 Prozent günstiger als noch im Rekordjahr 2023. Grund dafür ist die starke Inflation: Sie hat zwar die Einkommen steigen lassen, die Kaufpreise aber im Verhältnis deutlich verbilligt. Für viele war das offenbar das Signal, endlich zuzuschlagen.
Aktuelles Zinsniveau, temporäre Gebührenbefreiungen für die Grundbucheintragungen und inflationsbedingte Lohnanpassungen hätten "offensichtlich dazu geführt, dass vermehrt die Zurückhaltung beim Einfamilienhauskauf überwunden werden konnte", erklärt Bernhard Reikersdorfer, Chef von RE/MAX Austria. Viele Käufer würden zudem aus Kostengründen von Neubau auf Bestandsimmobilien ausweichen und diese schrittweise adaptieren.
Besonders kräftig fällt das Wachstum in den Bundesländern mit moderaten Preisen aus. Kärnten (+42,8 Prozent Verkäufe, +8,1 Prozent Preiszuwachs), Oberösterreich (+27,7 Prozent bzw. +4,6 Prozent) und die Steiermark (+18,1 Prozent bzw. +6,3 Prozent) zählen zu den großen Gewinnern. In den teuren Bundesländern geht es hingegen nach unten: Tirol (-13,7 Prozent), Salzburg (-9,1 Prozent), Vorarlberg (-11,1 Prozent) und Wien (-6,6 Prozent) verzeichnen jeweils kräftige Preisrückgänge.
Ebenfalls erhoben – die günstigsten Häuser gibt es aktuell im Wald- und Weinviertel sowie im Mittel- und Südburgenland. Am wenigsten zahlte man jedenfalls im 1. Halbjahr 2025 in Waidhofen/Thaya mit 103.403 Euro, gefolgt von Zwettl (113.301 Euro), Hollabrunn (148.143 Euro), Güssing (149.816 Euro) und Oberpullendorf (150.988 Euro). Ebenfalls zu den zehn günstigsten Bezirken zählen Gmünd (156.388 Euro), Horn (156.939 Euro), Oberwart (158.643 Euro), Jennersdorf (175.570 Euro) und Mistelbach (177.323 Euro).
Am anderen Ende der Preisskala, also ganz, ganz oben, rangieren Einfamilienhäuser in Kitzbühel mit 1,95 Millionen Euro, gefolgt von Innsbruck (837.065 Euro), Salzburg (813.860 Euro), Wien (778.707 Euro), Kufstein (704.505 Euro) und Zell am See (702.178 Euro). Zu den preislichen Spitzenreitern zählen zudem Innsbruck-Land (691.836 Euro), Feldkirch (685.113 Euro), Bregenz (642.658 Euro) und Mödling (631.480 Euro).
Mit 1.646 Verkäufen (+38,1 Prozent) bleibt Niederösterreich der wichtigste Markt des Landes und trägt fast ein Drittel zum Gesamtergebnis bei. Der Gesamtumsatz kletterte auf 502 Millionen Euro, ein Plus von 41,3 Prozent – Rekord! Die teuersten Bezirke sind Mödling (631.480 Euro), Tulln und Baden, die günstigsten liegen im Norden des Landes.
Auch in Wien zieht der Markt wieder an: 199 verkaufte Häuser bedeuten ein Plus von 89,5 Prozent, der Umsatz verdoppelte sich fast auf 198 Millionen Euro. Am meisten verkauft wurde in der Donaustadt (54 Häuser) und Floridsdorf (29 Häuser).
In Tirol sackten die Preise am stärksten ab – um 13,7 Prozent auf durchschnittlich 707.973 Euro. Besonders betroffen sind die Luxuslagen: In Kitzbühel kostet ein Haus nun 1,95 Millionen Euro, fast 15 Prozent weniger als noch im Vorjahreszeitraum; in Innsbruck Stadt gaben die Preise noch stärker nach, und zwar um 27,6 Prozent. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich in Salzburg, wo der Preis in der Stadt um satte 41,1 Prozent auf 813.860 Euro fiel.
Trotz der Erholung gibt es Kritik an den weiterhin strengen Finanzierungsrichtlinien. Anton Nenning, Head of Research bei RE/MAX, hält die aktuelle KIM-Empfehlung für kontraproduktiv: "Die starren Regeln, dass 60 Prozent des Haushaltseinkommens auch in hohen Einkommensklassen zu Konsumzwecken verfügbar bleiben müssen, bevormunden Besserverdiener, als ob diese ihr Finanzleben nicht im Griff hätten. Das schädigt die Volkswirtschaft und verteuert direkt und indirekt die Immobilienpreise."
Inflationsbereinigt kostet ein Einfamilienhaus heute im Schnitt um 65.641 Euro weniger als noch 2023 – das entspricht mehr als einem durchschnittlichen österreichischen Nettojahreseinkommen. Dieser "gefühlte Rabatt" dürfte die wichtigste Triebfeder der neuen Marktdynamik sein. Der Gesamtumsatz stieg auf 1,996 Milliarden Euro – ein neuer Höchstwert.