Kein Auskommen mit dem Einkommen: Diesen Spruch hört man in den vergangenen Wochen immer öfter. Die Inflation setzt den Menschen in Österreich massiv zu. Wie sehr, zeigen jetzt Zahlen der Statistik Austria zu den "sozialen Krisenfolgen".
Laut diesen Zahlen hatten im zweiten Quartal des Jahres rund zehn Prozent der 18- bis 74-Jährigen Schwierigkeiten, mit dem Einkommen auszukommen. 35 Prozent gaben an, größere finanzielle Probleme empfunden zu haben als im vergangenen Jahr. Als Hauptgrund für die wachsenden Schwierigkeiten wurden – wenig überraschend – die Ausgaben für Lebensmittel genannt.
"Rund 23 Prozent der Menschen gaben im 2. Quartal an, innerhalb des vergangenen Jahres Einkommensverluste erlitten zu haben", so Manuela Lenk, fachstatistische Generaldirektorin der Statistik Austria. Insbesondere Menschen in wirtschaftlich schwierigen Lagen hätten darüber hinaus das Gefühl, ihre Interessen würden nicht vertreten. Mehr als 30 Prozent der Personen aus Haushalten, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, und ein Drittel der Personen mit geringem Einkommen, würden ihre Interessen überhaupt nicht vertreten sehen.
Insbesondere Personen aus Haushalten, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind (45 Prozent), und Personen mit geringem Einkommen waren von Einkommensverlusten betroffen (41 Prozent). Für rund 38 Prozent der 18- bis 74-jährigen Personen in Österreich hat sich das Haushaltseinkommen dagegen leicht oder sehr verbessert.
Unter Personen aus vulnerablen Bevölkerungsgruppen sind die Anteile derer, die nur schwer oder sehr schwer mit ihrem Einkommen auskommen, erwartungsgemäß höher als in der Gesamtbevölkerung. So gaben rund ein Drittel der Personen aus Haushalten, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, und 39 % der Personen mit niedrigem Einkommen an, nur mit Schwierigkeiten die laufenden Ausgaben decken zu können.
Als Hauptgrund für das schlechtere Auskommen gaben die Personen die gestiegenen Ausgaben für Lebensmittel (32 Prozent) und für Wohnen und Energie (19 Prozent) an. Weiterhin empfanden rund 15 Prozent Wohnkosten als erhebliche finanzielle Belastung. Personen mit geringem Einkommen sind mit 34 Personen und Personen aus Haushalten, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, sowie aus Ein-Eltern-Haushalten sind mit je 28 Prozent wesentlich stärker von ihren Wohnkosten belastet als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung, zeigen die Zahlen.
Im Frühjahr 2025 rechneten 23 Prozent der Befragten mit einem Rückgang ihres Haushaltseinkommen in den kommenden zwölf Monaten. Gegenüber dem Vorquartal ist dies ein leichter Anstieg (1. Quartal 2025: 19 Prozent). Gleichzeitig planten 32 Prozent der 18- bis 74-Jährigen, ihre Ausgaben für größere Anschaffungen zu reduzieren. Zudem gaben 61 Prozent an, eine Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage zu erwarten. Damit bleibt das Stimmungsbild auch im 2. Quartal 2025 von anhaltendem Pessimismus geprägt.
Alarmierend ist aber auch der Befund für die Politik: Ein großer Teil der erwachsenen Bevölkerung in Österreich fühlt sich in politischen Fragen weder gehört noch vertreten. So fühlen sich ein Drittel (33 Prozent) in politischen Fragen überhaupt nicht und 47 Prozent eher nicht gehört.
Personen aus vulnerablen Bevölkerungsgruppen zeigten eine noch geringere Zustimmung zu der Aussage "Ich habe das Gefühl, dass meine Stimme in politischen Fragen gehört wird". 40 Prozent der Personen aus Haushalten, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, und 40 Prozent der Personen mit geringem Einkommen stimmten dieser Aussage überhaupt nicht zu. Auch hinsichtlich der Frage, ob die eigenen Interessen vertreten werden, gab ein Viertel der 18- bis 74-Jährigen an, sich überhaupt nicht und 45 Prozent eher nicht vertreten zu fühlen.