Aus Mann wird Frau. Walter P. ließ sich im Rahmen einer Wette zu Waltraud umschreiben. Der 60-Jährige, einst Betreiber eines Stundenhotels, will jetzt früher in Pension und seine vorgesehene Haftstrafe im Frauengefängnis absitzen.
Mittlerweile ist auch die Politik aktiv geworden. "'Waltraud' wollte den Rechtsstaat vorführen, jetzt führt der Rechtsstaat 'Waltraud' vor", betonte VP-Generalsekretär Nico Marchetti. Die Rechtslage gebe ein "derart absurdes" Verfahren zur Änderung des Geschlechtseintrags nicht her.
Doch wie hat der Wiener den Geschlechtswechsel überhaupt vollziehen können? Beim Magistrat stieß Waltraud anfangs auf Skepsis – zu wenig "weiblich" im Auftreten. Wenig später kam er aber mit einem psychiatrischen Gutachten wieder: "Ich habe damit gerechnet, dass ich zum Amtsarzt muss oder es ein Gegengutachten gibt. Aber nein. Es ging ruckzuck und binnen einer Woche war ich eine Frau mit allen entsprechenden Ausweisdokumenten als Waltraud", erzählte Waltraud zur "Krone".
Die ÖVP Wien will den Fall nun genauestens aufklären. In einer Anfrage an Demokratie-Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) will VP-Gemeinderätin Caroline Hungerländer im Detail wissen, wie der fragwürdige Vorgang möglich war.
"Nach höchstgerichtlicher Judikatur ist die Änderung des Geschlechts ein irreversibles Zugehörigkeitsempfinden zum anderen Geschlecht und eine deutliche Annäherung an das äußere Erscheinungsbild des anderen Geschlechts gefordert", schreibt Hungerländer. Angesichts der rechtlichen Vorgaben dränge sich der Verdacht auf, "dass die zuständige Wiener Magistratsabteilung in den genannten Fällen die strengen Vorgaben des Bundes missachtet".
Czernohorszky hat bis 6. Dezember Zeit, die Anfrage zu beantworten.
Hungerländer sagt im "Heute"-Gespräch: "Wir wollen mittels Anfrage von der Stadt Wien ganz genau wissen, auf welcher Basis die Änderung des Geschlechtseintrages vorgenommen wurde. Dies ist bereits der zweite uns bekannte Fall, der Zweifel an der Praxis der Stadt Wien aufkommen lässt. In dieser sensiblen Verwaltungsmaterie ist jedenfalls kein Platz für ideologisch motivierte Handlungen der Verwaltung."
ÖVP-Wien-Klubobmann Harald Zierfuß fügt hinzu: "Wenn jemand aus reiner Provokation sein amtliches Geschlecht ändern und auch dadurch früher in Pension gehen kann, dann läuft in diesem System etwas gewaltig schief. Es ist die Verantwortung der SPÖ-NEOS-Stadtregierung, dass die Verfahren in Wien sorgfältig und rechtskonform durchgeführt werden. In diesem Fall offenkundiger Frotzelei unseres Staates verlangen wir volle Aufklärung."