Wiener änderte Geschlecht

Fall Waltraud – jetzt muss Stadt Wien alles offenlegen

Um früher in Pension zu gehen, änderte ein 60-Jähriger sein Geschlecht. Die ÖVP sieht die Stadt Wien in der Verantwortung und stellt nun eine Anfrage.
Nicolas Kubrak
08.10.2025, 13:35
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Aus Mann wird Frau. Walter P. ließ sich im Rahmen einer Wette zu Waltraud umschreiben. Der 60-Jährige, einst Betreiber eines Stundenhotels, will jetzt früher in Pension und seine vorgesehene Haftstrafe im Frauengefängnis absitzen.

Mittlerweile ist auch die Politik aktiv geworden. "'Waltraud' wollte den Rechtsstaat vorführen, jetzt führt der Rechtsstaat 'Waltraud' vor", betonte VP-Generalsekretär Nico Marchetti. Die Rechtslage gebe ein "derart absurdes" Verfahren zur Änderung des Geschlechtseintrags nicht her.

Anfangs "zu wenig weiblich"

Doch wie hat der Wiener den Geschlechtswechsel überhaupt vollziehen können? Beim Magistrat stieß Waltraud anfangs auf Skepsis – zu wenig "weiblich" im Auftreten. Wenig später kam er aber mit einem psychiatrischen Gutachten wieder: "Ich habe damit gerechnet, dass ich zum Amtsarzt muss oder es ein Gegengutachten gibt. Aber nein. Es ging ruckzuck und binnen einer Woche war ich eine Frau mit allen entsprechenden Ausweisdokumenten als Waltraud", erzählte Waltraud zur "Krone".

ÖVP Wien stellt Anfrage an Stadtrat

Die ÖVP Wien will den Fall nun genauestens aufklären. In einer Anfrage an Demokratie-Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) will VP-Gemeinderätin Caroline Hungerländer im Detail wissen, wie der fragwürdige Vorgang möglich war.

"Nach höchstgerichtlicher Judikatur ist die Änderung des Geschlechts ein irreversibles Zugehörigkeitsempfinden zum anderen Geschlecht und eine deutliche Annäherung an das äußere Erscheinungsbild des anderen Geschlechts gefordert", schreibt Hungerländer. Angesichts der rechtlichen Vorgaben dränge sich der Verdacht auf, "dass die zuständige Wiener Magistratsabteilung in den genannten Fällen die strengen Vorgaben des Bundes missachtet".

ÖVP-Gemeinderätin Caroline Hungerländer: "In dieser sensiblen Verwaltungsmaterie ist jedenfalls kein Platz für ideologisch motivierte Handlungen der Verwaltung."
Michael Indra / SEPA.Media / picturedesk.com

Folgende sechs Fragen stellt die Gemeinderätin an Czernohorszky:

  • Welcher Sachverständige hat das Gutachten verfasst, auf dessen Grundlage die zuständigen Behörden der Stadt Wien der in den Medienberichten als Waltraud bzw. Walter in Erscheinung tretenden Person einen "administrativen" Geschlechtswechsel ermöglicht haben?
  • Werden von den Mitarbeitern der zuständigen Magistratsabteilung die vorgelegten Gutachten auf Plausibilität geprüft bzw. wird bei berechtigten Zweifeln eine zweite Meinung eingeholt?
  • Welche Schritte wird die Stadt Wien, da offenkundig geworden ist, dass in diesem Fall keine Geschlechtsdysphorie vorliegt, setzen, um die erschlichene Personenstandsänderung wieder rückgängig zu machen?
  • Wird das Standesamt Wien in diesem Fall von Amts wegen den unrichtigen Geschlechtseintrag "weiblich" wieder auf "männlich" berichtigen?
  • Werden die zuständigen Behörden in Wien Strafanzeige gegen die genannte Person und den/die Sachverständige/n wegen Verstoßes gegen § 293 StGB erstatten?
  • Wird sich die Stadt Wien dafür einsetzen, dass der betreffende Gutachter aus der Sachverständigenliste gestrichen wird?

Czernohorszky hat bis 6. Dezember Zeit, die Anfrage zu beantworten.

"Kein Platz für ideologisch motivierte Handlungen"

Hungerländer sagt im "Heute"-Gespräch: "Wir wollen mittels Anfrage von der Stadt Wien ganz genau wissen, auf welcher Basis die Änderung des Geschlechtseintrages vorgenommen wurde. Dies ist bereits der zweite uns bekannte Fall, der Zweifel an der Praxis der Stadt Wien aufkommen lässt. In dieser sensiblen Verwaltungsmaterie ist jedenfalls kein Platz für ideologisch motivierte Handlungen der Verwaltung."

ÖVP-Kluchef Zierfuß (l.): "In diesem Fall offenkundiger Frotzelei unseres Staates verlangen wir volle Aufklärung."
Helmut Graf

ÖVP-Wien-Klubobmann Harald Zierfuß fügt hinzu: "Wenn jemand aus reiner Provokation sein amtliches Geschlecht ändern und auch dadurch früher in Pension gehen kann, dann läuft in diesem System etwas gewaltig schief. Es ist die Verantwortung der SPÖ-NEOS-Stadtregierung, dass die Verfahren in Wien sorgfältig und rechtskonform durchgeführt werden. In diesem Fall offenkundiger Frotzelei unseres Staates verlangen wir volle Aufklärung."

{title && {title} } nico, {title && {title} } Akt. 08.10.2025, 14:56, 08.10.2025, 13:35
Jetzt E-Paper lesen