Blitz-Geschlechterwechsel

"Wie muss Frau aussehen?" – So wurde Walter zu Waltraud

Der Fall von Walter P., der sein Geschlecht änderte, schlägt hohe Wellen: Er kann eine Strafe im Frauengefängnis absitzen und früher in Pension gehen.
Lara Heisinger
05.10.2025, 21:30
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Der Fall um Walter P., der sich offiziell zur Frau umschreiben ließ, nachdem er ein Schreiben zum Haftantritt erhielt, sorgt weiterhin für viel Aufsehen. Waltraud kann nun nicht nur ihre Strafe im Frauengefängnis antreten, sondern auch früher in Pension gehen.

Die Vorgeschichte

Wegen des Verkaufs gefälschter Silbermünzen musste der Ex-Rotlicht-Betreiber für drei Monate in Haft. Doch statt seine Strafe im Männergefängnis abzusitzen, wollte er ins Frauengefängnis gehen. Als er sich ans Magistrat wandte und erklärte, er sei weiblich und wolle sein Geschlecht ändern, wurde er zunächst wegen seines äußeren Erscheinungsbildes abgewiesen.

"Das ist sexistisch, weil wie muss eine Frau aussehen? Ist man erst eine Frau, wenn man lange blonde Haare hat und High Heels trägt?", entgegnete Waltraud. Daraufhin suchte er einen Psychiater auf, der ein Gutachten ausstellte, und innerhalb einer Woche war die Eintragung als Frau erledigt.

Behörden bieten Fußfessel an

Als dann das Schreiben für den Haftantritt in einer Justizanstalt für Männer eintraf, war die Eintragung bereits erfolgt, und Waltraud betont: Sie wolle in eine Haftanstalt für Frauen. Sie freue sich besonders auf das gemeinsame Duschen und Spazierengehen mit den anderen Frauen. "Ich mache mir dort mit den Damen eine gute Zeit", so Waltraud.

Bereits seit zwei Jahren bieten die Behörden Waltraud an, die Strafe mit einer Fußfessel abzusitzen. Sie bezeichnet dies als die "typische österreichische Lösung, um das Problem zu entgehen" und lehnt das Angebot bisher ab. Sie wolle zudem in einer Mehrbettzelle mit anderen Frauen untergebracht werden. "Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon ein zweites Gutachten gemacht, dass ich nicht allein liegen kann", erklärt sie.

Pensionsantritt mit 61

Überrascht hat sie das Schreiben der Pensionsversicherungsanstalt, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass sie nun vier Jahre früher in Pension gehen könne – mit 61 statt 65 Jahren. Ein "netter Nebeneffekt", wie Waltraud sagt, die im kommenden Jahr in Pension gehen kann.

Dass sie bereits seit 24 Jahren glücklich mit einer Frau verheiratet ist und zwei Kinder mit ihr hat, stellt kein Problem dar. Auch die Geschlechtsänderung kam für ihre Familie nicht überraschend. "Meine Frau ist einiges von mir gewohnt!"

Der Identitätsausweis zeigt: Walter bzw. Waltraud ist jetzt weiblich.
privat / Waltraud Gerhard P.

Dass eine Wette mit einem Freund solche Wellen schlagen würde, damit hatte Waltraud nicht gerechnet. Vor der Reaktion aus der Öffentlichkeit fürchtet sich die Wienerin nicht. "Ich habe mich immer schon als Frau gefühlt", sagt sie.

"Es ist kein Betrug dahinter, sie fühlt sich eben so", betont auch ein Freund von Waltraud gegenüber "Heute". Ob die Wienerin ihre Haftstrafe tatsächlich in einem Frauengefängnis absitzen wird, bleibt offen. Mit 61 Jahren wird sie die Pension jedoch auf jeden Fall antreten.

FPÖ: "Schlag ins Gesicht"

Erste Reaktion kommen bereits aus der Politik. "Ein Schlag ins Gesicht all jener Frauen, die tagtäglich mit echten Benachteiligungen zu kämpfen haben", heißt es von der Wiener FPÖ-Frauensprecherin Lisa Frühmesser-Götschober. Sie fordert sofort klare gesetzlich Regelungen, um solche Geschlechterwechsel und Missbräuche künftig zu verhindern.

Und FPÖ-Chef Herbert Kickl stellt klar: "Für uns ist klar: Das Geschlecht ist nichts, das man sich nach Belieben aussuchen kann oder das von irgendwem ideologisch zugeschrieben wird, sondern eine biologische Tatsache, bei der es nur zwei Optionen gibt: entweder männlich oder weiblich!"

{title && {title} } LH, {title && {title} } Akt. 06.10.2025, 09:01, 05.10.2025, 21:30
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