Seniorin klagt an

"Politiker sollen mal mit meiner Pension auskommen!"

In Zeiten der Teuerung verlangt Karin Thon (63) eine Sache: "Politiker sollen eine Woche als Mindestpensionisten leben und sehen, wie schwer das ist!"
Victoria Carina  Frühwirth
27.09.2025, 07:00
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Die frühere Bankangestellte Karin Thon arbeitete 45 Jahre lang, bevor sie mit 60 Jahren in Pension ging. "Ich habe mein Leben lang gespart, auf vieles verzichtet, nicht wie heute die Jugend", erzählt die Lilienfelderin (NÖ) im "Heute"-Gespräch.

Kritik: "Jugend ruht sich auf Erbe aus"

Sie kritisiert, dass viele Junge "im Wohlstand aufwachsen und glauben, sie müssen nicht mehr viel arbeiten, weil sie ohnehin erben." In ihrer Jugend, im "Aufbau nach dem Krieg", waren solche Gedanken weit entfernt. Früher sei das Ziel klar gewesen: "Arbeiten, sparen und sich auf die Pension freuen. Heute wird nur Angst geschürt. Da haben die Jungen kein Ziel mehr vor Augen, weil ihnen eingeredet wird, dass es vielleicht gar keine Pension mehr geben wird."

Thons Lebensmotto: Am Anfang verzichten, im Alter genießen. Sie sagt, das Budgetieren und Geldansparen ist eine Sache der Einstellung: "Früher gab es keine Spontan-Urlaube, da hat man fünf Jahre lang gespart. Wir waren genügsam – und das bin ich bis heute geblieben."

Ihre Zwanziger und Dreißiger waren Jahre der Entbehrung, erinnert sie sich im "Heute"-Gespräch. Die 63-Jährige aus Traisen (Bezirk Lilienfeld, NÖ) würde sich wünschen, dass Berufseinsteiger wieder zum Sparen und Arbeiten in Vollzeit geleitet werden. Sie denkt dabei ans Einzahlen in den Pensionstopf – "für ihre eigene Pension und die der anderen".

Suppe als billige Warmmahlzeit

Selbst beim Kochen sei sie damals sparsam gewesen. Nach getaner Arbeit beim Heurigen einkehren? Undenkbar. Karin Thon erinnert sich noch gut an die Zeit, als ihr Mittagessen aus Suppe bestand. Ihre Mutter hatte ihr dafür Rindfleisch geschenkt, eine Aufmerksamkeit ihres Fleischhauer-Chefs. Am Abend begnügte sie sich mit einem Käsebrot, das war die billige Konstante.

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2022 ging die frühere Bankangestellte schließlich nach 45 Dienstjahren in den Ruhestand. Heute bezieht sie 2.200 Euro Pension – im Vergleich zu vielen anderen Frauen in Österreich ist das viel. Laut Statistik Austria liegt die durchschnittliche Frauenpension bei nur 1.527 Euro brutto (2025). Besonders drastisch: Mehr als 130.000 Frauen in Österreich müssen mit einer Ausgleichszulage – also Mindestpension – leben, wie das Sozialministerium zuletzt 2023 bekanntgab.

Erst in Pension gibt sie Geld aus

Thon selbst genießt ihre Rente aktiv und erlaubt sich jetzt, was jahrzehntelang undenkbar gewesen wäre. Sie liebt das Bergsteigen, Walken, die Sauna und geht ins Fitnessstudio. Um sich etwas Gutes zu tun, besucht sie oft die Kosmetikerin, geht zur Massage und lässt sich Gelnägel und hübsche Frisuren zaubern.

Jeden Samstag trifft sie sich mit ihrer Damenrunde – 17 Frauen zwischen 63 und 93 Jahren – zum Frühstück. "Fad ist ein Fremdwort für mich!", kommentiert sie ihren bunten Alltag. Auch Urlaube gönnt sie sich heute: zuletzt Sizilien und Deutschland.

Dennoch bleibt sie Sparfuchs. "Ich freue mich, wenn ich mit Rabattmarkerln beim Einkauf 12 Euro spare", sagt sie. Ihr Lebensgefährte würde sie deswegen schief ansehen, aber das Sparen bleibt ihr weiterhin verinnerlicht. Kaffee und Schokolade – ihre kleinen Alltagsfreuden – gönnt sie sich aber immer.

{title && {title} } VF, {title && {title} } Akt. 27.09.2025, 13:37, 27.09.2025, 07:00
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