Stelle jahrelang unbesetzt

Café verzweifelt: "AMS-Kandidaten liefern nur Ausreden"

Vor Corona eröffneten Damla und Yigit Örme ihr Café. Mitarbeiter zu finden ist für die beiden kaum möglich – viele Bewerber meinen es nicht ernst.
Jana Stanek
06.09.2025, 09:55
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Damla und Yigit Örme betreiben ein Frühstückslokal in Wien Neubau und suchten verzweifelt nach Arbeitskräften. Immer wieder werden Kandidaten vom AMS geschickt, doch geklappt hat es bisher nie. Immer wieder bekamen sie von Bewerbern nur leere Ausreden zu hören. "Sie wollen einfach nur den AMS-Stempel und gar nicht richtig arbeiten", vermutet sie.

Immer mehr Ausreden

Zwei Jahre lang suchten Damla und Yigit Örme einen Bäcker. Passende Lebensläufe bekamen sie kaum, die benötigte Ausbildung hatte fast niemand. "Die Leute, die ich zum Bewerbungsgespräch geholt habe, hatten nur Ausreden", erzählt sie. Entweder war die Produktionsstätte den Bewerbern zu klein, oder sie schoben mangelnde Deutschkenntnisse vor. "Als Bäcker braucht man kein gutes Deutsch. Wir sind sehr international, die Mitarbeiter verstehen sich alle untereinander", erklärt Damla.

Auch mit Englisch komme man zur Not weiter, A2- oder B1-Deutsch-Niveau haben die meisten ohnehin, das sei völlig ausreichend als Bäcker. Eine weitere häufige Ausrede: "Ich möchte nicht um sechs Uhr in der Früh beginnen." Auch Aufgaben wie das Geschirrwaschen übernehmen Bewerber nur ungern. "Wir würden je nach Qualifikation sogar über dem Kollektivvertrag zahlen", erklärt Damla. "Ich komme mir vor, als müssten wir uns bei den Kandidaten bewerben, und nicht umgekehrt."

"Musste Kraft aus dem Ausland holen"

Die Inhaberin vermutet, dass viele Bewerber nicht ernsthaft an einem Job interessiert sind. "Sie wollen einfach zeigen, dass sie da waren, damit sie den Stempel für das AMS bekommen", denkt sie nach. "Man spürt einfach: Egal, was ich anbieten werde, die finden einen Weg, dass man eine Absage bekommt." Vollzeit möchte kaum jemand arbeiten, 20 Stunden sind oft das Maximum. Für Damla die größte Frechheit: "Einmal hat jemand gefragt, ob wir sie geringfügig anstellen können, sie wollte ihr AMS-Geld nicht verlieren." Doch die Höhe kommt erst: Die Bewerberin bot an, mehr zu arbeiten, Damla könne ihr das dann als Überstunden ausbezahlen. "Ich kann doch niemanden geringfügig anstellen und ein Vollzeit-Gehalt bezahlen", schüttelt sie den Kopf. Die von ihr ausgeschriebene Stelle konnte Damla nur besetzen, nachdem sie jemanden aus dem Ausland als Schlüsselkraft angestellt hatte.

{title && {title} } JS, {title && {title} } Akt. 06.09.2025, 10:42, 06.09.2025, 09:55
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