In Klosterneuburg laufen die Weihnachtsvorbereitungen auf Hochtouren: Die Kerzenmanufaktur St. Martin öffnet am Sonntag, dem 16. November, zwischen 15 und 17 Uhr ihre Türen. In der Werkstatt in der Albrechtsstraße 103 können Besucher handgemachte Adventkranzkerzen kaufen und den Kerzenmachern "live" beim Handwerk zusehen.
Die Kerzenwerkstatt ist eine Behindertenwerkstatt der Wohngemeinschaften St. Martin. Entstanden ist das Projekt mitten in der Corona-Pandemie. "Wir haben es als Ausweichbeschäftigung während Covid probiert, und unsere Kerzenmacher waren sofort begeistert. Als Covid zu Ende war, wollte gar keiner mehr aufhören", lacht die Betreuerin Rachel van Kooij im Gespräch mit "Heute". Seit dem Frühjahr 2021 wird hier regelmäßig produziert - mittlerweile drei Mal im Monat im Rahmen offizieller Arbeitszeiten.
Alle Kerzenmacher haben eine mentale Behinderung, sie verbindet das Kerzenbasteln mit viel Leidenschaft und Präzision. Die Werkstatt setzt dabei auch auf unterstützte Kommunikation, damit alle Beteiligten ihre Meinung äußern können, auch wenn sie nicht verbal sprechen. Die Produkte - vom klassischen Stumpen bis zur detailverzierten Wachsfigur - kosten nur wenige Euro. "Mit dem Erlös kaufen wir die Geräte selbst, und was übrig bleibt, verwenden wir für gemeinsame Ausflüge", so van Kooij.
Bekannt wurde die Kerzenwerkstatt vor allem durch eine Kooperation mit dem Wien Museum: Die Kerzenmacher produzierten 500 Punschkrapferl-Kerzen für den Museumsshop. Jede Kerze wurde in sorgfältiger Handarbeit hergestellt, jede Kirsche acht- bis neunmal einzeln in Flüssigwachs getaucht. Eine zweite Charge von weiteren 500 Stück musste aus Kapazitätsgründen jedoch abgesagt werden. Die Einnahmen aus dem Großauftrag wanderten auch diesmal direkt in den Topf der Werkstatt.
Auf Facebook gewähren die Kerzenmacher regelmäßig Einblicke: Erst kürzlich zeigten sie stolz Bilder aus der laufenden Weihnachtsproduktion. Zwischendurch nutzen sie das selbstverdiente Geld für gemeinsame Aktivitäten - etwa einen Kaffeehausbesuch, bei dem schon über die nächsten Wachs-Ideen diskutiert wurde.
Für den offenen Werkstatt-Nachmittag am Sonntag wünschen sich die Betreuer ein volles Haus. "Wir freuen uns auf alle Kerzenfans und jene, die es noch werden wollen!", kündigt van Kooij an. Besucher können die Manufaktur unterstützen - und gleichzeitig echte Unikate für den Advent mit nach Hause nehmen.