Kurz nach Geburt

Behörden entreißen Ivana ihr Baby – mit verbotenem Test

Dänische Behörden nahmen der 18-jährigen Ivana Brønlund ihr Neugeborenes kurz nach der Geburt weg. Der Grund ist ein "Elternkompetenz-Test".
25.08.2025, 20:26
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Ivana Nikoline Brønlund, eine junge Mutter aus Grönland, erlebte kurz nach der Geburt ihrer Tochter ein traumatisches Ereignis: Nur eine Stunde nach der Entbindung wurde ihr Baby von den dänischen Behörden in eine Pflegefamilie gegeben. Begründet wurde der Schritt damit, dass Ivana einen sogenannten "Elternkompetenz-Test" nicht bestanden habe. Die Anwendung solcher Tests bei Menschen mit grönländischem Hintergrund ist jedoch seit Kurzem per Gesetz untersagt.

Ivana, in Nuuk als Tochter grönländischer Eltern geboren und ehemalige Spielerin der grönländischen Handballnationalmannschaft, brachte ihre Tochter Aviaja-Luuna am 11. August im Spital von Hvidovre bei Kopenhagen zur Welt. Die 18-Jährige lebt jetzt dort gemeinsam mit ihrer Familie.

Ivana ist "nicht grönländisch genug"

Seit der Geburt von Aviaja-Luuna durfte Ivana ihr Kind nur ein einziges Mal sehen – unter strengen Auflagen. Beim kurzen Besuch war es ihr nicht gestattet, das Neugeborene in den Arm zu nehmen oder zu wickeln.

Die sogenannten "Elternkompetenz-Tests" waren für Menschen aus Grönland in Dänemark Anfang des Jahres nach langjähriger Kritik von Aktivisten und Menschenrechtsorganisationen verboten worden. Diese hatten die Verfahren als rassistisch und kulturell ungeeignet für Inuit bezeichnet. Dennoch hält die zuständige Gemeinde Høje-Taastrup daran fest, Ivana falle nicht unter das Gesetz, da sie "nicht grönländisch genug" sei – obwohl sie in Grönland als Kind zweier grönländischer Eltern geboren wurde.

Sogar die dänische Sozialministerin Sophie Hæstorp Andersen äußerte sich besorgt und forderte Aufklärung durch die Gemeinde. "Das Gesetz ist eindeutig", stellte sie klar.

Ivana darf Tochter nur alle zwei Wochen sehen

Ivana selbst berichtet, ihr Baby sei ihr aufgrund ihrer eigenen traumatischen Vergangenheit weggenommen worden: Ihr Adoptivvater, der inzwischen wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde, habe ihr schwer zugesetzt. "Ich wollte gar keine Wehen bekommen, weil ich wusste, was danach passieren würde", sagt sie gegenüber "The Guardian". "Ich wollte mein Kind einfach bei mir behalten."

Das erste Treffen mit Aviaja-Luuna sei in der vergangenen Woche abrupt beendet worden, weil das Baby "übermüdet und überreizt" gewesen sei. "Als die Betreuerin den Besuch abbrach, zerbrach mir das Herz. Ich weinte, bis ich im Auto saß. Ich weiß nicht, was ich ohne sie tun soll", erzählt Ivana unter Tränen.

Derzeit darf sie ihre Tochter nur alle zwei Wochen für zwei Stunden unter Aufsicht sehen. Über ihre Berufung wird am 16. September entschieden. Ihre Adoptivmutter Gitte, selbst Halbgrönländerin und bis zu ihrem 37. Lebensjahr dort wohnhaft, bringt die Situation auf den Punkt: "Es fühlt sich an, als dürfe man kein Trauma erlebt haben, wenn man Mutter wird."

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