Engpass

Matcha-Boom bringt Hersteller in Japan an ihre Grenzen

Matcha hat weltweit Straßencafés erobert – oft in Form einer cremigen Latte-Variante. Japan kann die enorm gestiegene Nachfrage kaum noch bedienen.
25.08.2025, 18:34
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Viele Menschen in Japan staunen darüber, dass der Grüntee Matcha plötzlich überall auftaucht, etwa in Latte und Eis, in Kuchen und in Schokolade. Der "Matcha Crème Frappuccino" ist bei der Kaffeehauskette Starbucks fixer Bestandteil des Sortiments, und Rezepte für Süßwaren und Drinks mit Matcha sind im Internet der Renner.

Viele ausländische Touristen in Japan nehmen darum Dosen und Beutel mit Matcha als Souvenirs mit. Nun drohen angesichts der vergleichsweise geringen Ernten Engpässe, wie die Agentur Associated Press (AP) schreibt.

Der Anbau ist eine spezielle Herausforderung

Matcha wird im Schatten angebaut, gedämpft und dann zu einem feinen Pulver gemahlen. Obwohl Matcha boomt, zögern viele Teebäuerinnen und Teebauern mit dem Umstieg. Niemand wolle alles umkrempeln, nur um festzustellen, dass der Hype womöglich schon wieder vorbei sei, so AP.

Ein Problem ist auch, dass sich der Anbau von Matcha stark von den herkömmlichen Teesorten unterscheidet. Ein Umstieg auf Matcha ist mit viel Aufwand verbunden und braucht Zeit.

Matcha soll mehr als bloß Modeerscheinung sein

Das japanische Landwirtschaftsministerium fördert den Matcha-Anbau mit Maschinen, Erde und finanziellen Anreizen. "Wir wollen, dass es nicht bei einer Modeerscheinung bleibt, sondern Matcha zu einer Standard-Geschmacksrichtung und zu einer japanischen globalen Marke machen", sagt Tomoyuki Kawai, der in der Tee-Abteilung des Ministeriums arbeitet.

Auch China und einige Länder Südostasiens stellen Matcha her. Für Japan geht es also auch darum, eine Aufweichung der Wahrnehmung der Teesorte als traditionell japanisch zu verhindern.

Japan verdoppelt wegen Matcha Tee-Exporte

Die Produktion von Tencha, den Teeblättern für die Matcha-Produktion, hat sich laut Daten der japanischen Behörden von 2008 bis 2023 fast verdreifacht – von 1,452 auf 4,176 Tonnen pro Jahr. Und der japanische Export von Tee hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren mehr als verdoppelt. Der Grund dafür ist offiziellen Daten zufolge Matcha.

Die Hersteller kämpfen derweil mit Fachkräftemangel, immer mehr ältere Bauern hören mit der Arbeit auf. Die Knappheit könnte sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen.

Teehändler führen Bezugslimit ein

Auch Minoru Handa, der das Teegeschäft Tokyo Handa-en leitet, verkauft Matcha. Das Besondere daran sei dessen Vielseitigkeit, sagt er. Anders als die Teeblätter von grünem oder braunem Tee könne man Matcha-Pulver mit allem vermischen. "Der Gesundheitsboom und das Interesse an der japanischen Kultur haben die Dynamik noch verstärkt", fügt er hinzu.

Das Unternehmen von Handa, dessen Geschichte bis auf das Jahr 1815 zurückgeht, pflegt enge Beziehungen zu Teebauern in Kagoshima im Südwesten Japans. Eine beständige Versorgung mit Nachschub ist somit gewährleistet. Um "Hamsterkäufe" zu verhindern, gilt in seinem Laden am Rande von Tokio eine Verkaufsbegrenzung von einer Dose pro Kunde.

Matcha ist nicht gleich Matcha

Anna Poian von dem Branchenverband Global Japanese Tea Association plädiert dafür, dass man für Produkte wie Latte-Drinks eher weniger hochwertigen Matcha verwenden sollte, da große Mengen erforderlich seien, um einen deutlichen Geschmack hinzubekommen.

Der beste Matcha sollte möglichst für den reinen Tee verwendet werden, ansonsten sei das ein Stück weit "Verschwendung", sagt sie. "Es handelt sich um einen sehr feinen, komplexen Tee, der eigentlich hergestellt wird, um nur mit Wasser getrunken zu werden."

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