Studierende aus St. Pölten heben den letzten Abschied auf eine andere Ebene. Bei einer Kooperation, einem Designwettbewerb für die "Bestattung Wien", entwarfen die Newcomer Särge und Urnen, die mit Tradition brechen – und dabei zutiefst berühren.
Die Zusammenarbeit fing schon vor mehr als einem halben Jahr an. Auf "Heute"-Nachfrage heißt es von der Bestattung Wien, die Kooperation entstand wegen der neuesten Marke der Bestattung Wien, genannt "baba – die Bestpreisbestattung". Das Unternehmen wollte mit jungen Leuten zusammenarbeiten, die "einen vielleicht anderen Zugang zum Thema Abschied und Beerdigung haben", wie Birgit Kopp von der Bestattung Wien ausführt.
Die Designs der Studenten wurden bewertet nach Konzeption, Gestaltung, Funktionalität, Materialität, Nachhaltigkeit und kommerzieller Verwertbarkeit. Am Ende stachen zwei Entwürfe besonders heraus: ein beschriftbarer Sarg aus Pilzgeflecht, genannt "REMINIS", (Platz 1, Martin Etzelsdorfer) und ein Modell mit Betonoptik für die Ewigkeit namens "EWIGSTEIN" (Platz 2, Paulina Anzengruber).
Hauptpreissieger Etzelsdorfer designte einen Eichenholzsarg inklusive ökologisch abbaubarer Pilzmyzel. Die Oberfläche lässt sich mit einem Gipsverband vergleichen – auf dem man sich ein letztes Mal verewigen kann. Im "Heute"-Gespräch erzählt er von seinem Prozess: die Kooperation sei über Monate hinweg gelaufen, sei aber nur Teil eines Studienfachs von mehreren gewesen.
"Es sind schon viele Stunden Arbeit reingeflossen, allein bei der Recherche. Ich habe geschaut, welche Bestattungsideen gibt es auch in anderen Kulturen, welches Material wird da verwendet, und wie bringe ich den modernen Aufschwung in mein Konzept hinein? Bei dem Recherche-Prozess haben wir die Kriterien vom Design-Wettbewerb noch gar nicht gewusst", schildert Etzelsdorfer.
„Jeder erlebt einmal ein Begräbnis. Da wäre es ein unglaublich schönes Gefühl, wenn sich jemand für meinen Sarg entscheidet.“Martin EtzelsdorferSieger des Design-Wettbewerbs mit "REMINIS"
"So kann man der verstorbenen Person noch einen letzten Spruch mit auf den Weg geben – etwas, das man noch sagen möchte", erklärt Etzelsdorfer auch gegenüber ORF NÖ. Und weiter: "Im Moment der Bestattung ist man der verstorbenen Person so nah wie später nie wieder. Das kann sich fast wie ein letztes Gespräch anfühlen, ein schöner Gedanke."
Die Jury, darunter niemand Geringerer als Dompfarrer Toni Faber, zeigte sich bewegt. Der Ansatz des jungen Designers traf offenbar einen Nerv: Trauer kann nicht nur persönlich und emotional, sondern auch kreativ sein.
Platz Zwei des Design-Wettbewerbs ging an Paulina Anzengruber mit dem Entwurf "EWIGSTEIN". Ihr Sarg wirkt wie ein massiver Betonblock, verstärkt mit Stahlrohren für Beständigkeit in alle Ewigkeit. In Wahrheit versteckt sich dahinter biologisch abbaubarer Bio-Beton, verstärkt durch Hanffasern, erzählt sie im "Heute"-Interview. Ein leichtes Holzgerüst im Inneren bettet den Verstorbenen in seine letzte Ruhestätte.
In einer integrierten Vase kann man die Lieblingsblume des Verstorbenen platzieren. Ein Metallwinkel mit eingraviertem Namen und Geburtsdaten macht das Andenken dann ganz individuell. Klassische Elemente wie Grabinschrift und Blumenschmuck werden hier direkt in das Design integriert.
Beide Entwürfe beinhalten jeweils abgestimmte Designs für Sarg und Urne. Die Entwürfe könnten bald Teil der neuen "baba"-Linie der Bestattung Wien werden – einer Art Budget-Bestattung mit modernem Anspruch. Kopp gibt gegenüber "Heute" an, die Implementierung der Designvorschläge oder Planung einer Serienproduktion "sei intern noch Teil des Gesprächs. Es sei allerdings noch keine finale Entscheidung gefallen."
Martin Etzelsdorfer erzählt uns, er würde sich freuen, wenn sein Sargdesign in Serienproduktion ginge: "Jeder erlebt einmal ein Begräbnis. Da wäre es ein unglaublich schönes Gefühl, wenn sich jemand für meinen Sarg entscheidet."
Bestattung-Wien-Geschäftsführer Jürgen Sild zeigt sich tief beeindruckt: "Der Wettbewerb zeigte, wie sensibel, kreativ und verantwortungsvoll junge Menschen mit Tod und Erinnerung umgehen können."