Schockierende Zustände entlarvt: In Pflege- und Betreuungseinrichtungen kommt es immer wieder zu reiheitsbeschränkenden Maßnahmen – Menschen werden in Räumen eingesperrt, bekommen sedierende Medikamente oder werden mit Gurten an ihren Rollstuhl festgezurrt.
Der Jahresbericht 2024 des VertretungsNetzes zeigt einen Höchststand soelcher Fälle auf. Diese sind per se nicht illegal, dürfen jedoch nur als letztes Mittel oder dann eingesetzt werden, wenn mildere Maßnahmen nicht möglich sind. Im Fall eines 10-jährigen Oberösterreichers eskalierte eine Situation.
Der Bub leidet an einer Verhaltensstörung sowie an einer intellektuellen Beeinträchtigung und zeigt in bestimmten Situationen gefährliches Verhalten. Diese Impulsausbrüche können sowohl für ihn selbst als auch für sein Umfeld eine Gefahr darstellen – sie müssen daher unter Kontrolle gebracht werden.
Wie aus dem Jahresbericht hervorgeht, wurde das Kind in einer Wohngemeinschaft zehn Minuten lang von einem Betreuer am Boden fixiert. Der Mann setzte sich auf das Gesäß des Jungen und hielt dabei seine Hände fest – lediglich ein kurzer Versuch, die Fixierung zu unterbrechen, wurde unternommen. Es handelte sich dabei eindeutig um eine Freiheitsbeschränkung, die der zuständigen Bewohnervertretung gemeldet werden muss. Diese reagierte sofort und stellte einen Antrag auf gerichtliche Überprüfung.
Die Entscheidung des Gerichts fiel eindeutig aus: Das Fixieren des zehnjährigen, nicht übermäßig schweren Buben in Bauchlage durch einen deutlich größeren und schwereren Erwachsenen war weder verhältnismäßig noch angemessen – und somit unzulässig. Diese Maßnahme wurde nicht als das schonendste Mittel gewertet und entsprach auch nicht den pädagogischen Standards für die Arbeit mit Kindern.
