Seit mehreren Monaten treiben Bankomatsprenger in ganz Österreich ihr Unwesen. Der Modus Operandi war dabei immer gleich: Die Täter platzieren mitten in der Nacht Sprengsätze an Geldautomaten und jagen diese in die Luft.
Mit dem erbeuteten Bargeld, das "in Millionenhöhe" liegen soll, flüchten die Gangster in hochmotorisierten Fahrzeugen vom Tatort. Im Schutz der Dunkelheit gelang ihnen bisher (fast) immer die Flucht. Doch nun kann sich die Kriminalpolizei einen entscheidenden Ermittlungserfolg auf die Fahne schreiben.
Nach 26 Coups allein heuer in Österreich klickten nämlich jetzt die Handschellen für die brutale Bankomat-Mafia aus Holland – es gibt mehrere Festnahmen. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag wurden die Hintergründe bekanntgegeben.
Bundeskriminalamts-Direktor Andreas Holzer erklärte vor laufenden Kameras: "Es gab eine erhebliche Gefährdung Unbeteiligter, aus ermittlungstaktischen Gründen hielten wir uns bedeckt. Jetzt können wir einen Erfolg verkünden." Es handle sich um "hochprofessionelle Täter", der Sachschaden sei "beträchtlich". Von Millionen von Euro sei die Rede.
Durch aufwendige und umfangreiche Ermittlungen konnten die Taten im Jahr 2025 niederländischen Tätern nordafrikanischer Herkunft zugerechnet werden – bei der ganzen Bande handle sich um "fünf verschiedene Tätergruppen" mit "Hunderten Mitgliedern". Sie seien untereinander vernetzt, würden bei ihren professionellen Coups in ganz Europa zusammenhängende Overalls und Masken tragen, um keine DNA-Spuren zu hinterlassen. Die Flucht erfolgte zuerst auf Rollern, erst dann in leistungsstarken Fahrzeugen.
Die Details: 33 Beschuldigte konnten ausgeforscht werden, 14 Festnahmen seien erfolgt. Bei einer Festnahme von vor zwei Tagen "sprang der Täter aus dem zweiten Stock." 16 Roller, 48 Mobiltelefone und über 20 Datenträger wurden beschlagnahmt, sowie ein halbes Kilo Sprengstoff.
Laut Ermittler-Chef Gerhard Winkler half auch Kommissar Zufall der Kripo: Zwei Tage nach einem Coup in Wien-Liesing am 21. Jänner wurden bei Frankfurt zwei Verdächtige bei einer Fahrzeugkontrolle gefasst – ein 37-jähriger Niederländer. Im Fahrzeug saß zudem noch ein Komplize (35).
Bei den Drahtziehern handelt es sich um die in den Niederlanden und Deutschland berüchtigte "Audi-Bande". Der Name kommt von den präferierten Fluchtfahrzeugen der Gangster, die gern mit hochmotorisierten Audi-Modellen von den Tatorten flüchten.
Grund dafür ist das gute und vergleichsweise einfache Handling der Autos, vor allem bei hohen Geschwindigkeiten. Außerdem sind im Straßenbild viele solcher Audi-Modelle vorzufinden, was die Flucht zusätzlich vereinfacht. Zu den Autos gelangten sie vor allem bei den Coups in Wien – zuletzt am 6. April – mit Motorrollern, die sie im Anschluss in Brand steckten.
Die Bandenmitglieder kommen selbst aus den Benelux-Staaten und haben meist marokkanische Wurzeln. Aktuell geht man davon aus, dass zwischen 200 und 500 Personen an den Machenschaften beteiligt waren bzw. sind.