Ein massiver Stromausfall hat ganz Spanien getroffen und das Land vom europäischen Netz getrennt. Auch Teile von Frankreich und Portugal sind betroffen. Starke Schwankungen der Stromflüsse werden als Hauptursache vermutet. Ein Cyberangriff könnte ebenfalls verantwortlich sein, wie frühere Vorfälle in der Ukraine zeigen, wo solche Angriffe Zehntausende Haushalte vom Netz genommen hatten. Die Ermittlungen laufen, um die genaue Ursache zu klären. Von einem solchen Cyberangriff könnte auch Österreich getroffen werden – was wären die Folgen, wenn Strom oder Internet weg sind?
Ein Team unter der Leitung des Instituts für Produktionswirtschaft und Logistik der BOKU Wien und mit Beteiligung des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat sich zwei Jahre lang mit einem brisanten Thema auseinandergesetzt. Das Projekt Isidor beschäftigte sich mit den möglichen Konsequenzen eines großflächigen Internetausfalls in Österreich. Zentrale Fragen: Was würde bei einem dreitägigen Internet-Ausfall außerdem noch ausfallen und was würde dann überhaupt noch funktionieren?
Ziel war es aber auch, "mögliche Strategien für die Vorbereitung auf eine solche Krise und den Umgang damit" zu erörtern. Die Experten warnten dabei: Ein Internet-Ausfall – kein WhatsApp, keine Mails, kein Surfen – möge anfangs harmlos und vielleicht sogar witzig klingen, hätte aber drastischste Folgen für unser Land und bedeute "einen massiven Einschnitt im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben Österreichs". Bei einem Ausfall wären nämlich jede Menge weitere Bereiche stark betroffen – oder würden mit dem Internet gemeinsam in den Ausfall gerissen.
"So würde zum Beispiel die Strom- und Wasserversorgung mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter zuverlässig funktionieren. Bereiche wie das Transportwesen, der Finanzsektor oder Sicherheitstechnik könnten aber nur unter starken Einschränkungen, wenn überhaupt, weiter funktionieren. Je nach auslösender Ursache wäre auch ein Ausfall aller Kommunikationsverbindungen wahrscheinlich", so das Projektteam. Bedeutet: Man würde nicht mehr an Bargeld kommen, könne nicht einmal mehr Essen einkaufen oder Medikamente besorgen, keine Einsatzkräfte mehr alarmieren.
Ganz allgemein sei in dieser Situation, wie bei vielen vernetzten Krisen, davon auszugehen, "dass es zu einer sehr komplexen Situation mit hoher Dynamik kommen wird, in der Entscheidungen immer unter Unsicherheit getroffen werden müssen", so das Team. Deswegen sei es nun dringend notwendig, autarke Netzsegmente miteinander zu verbinden, krisenbewältigende Organisationen auszubilden und das Verhalten in einer solchen Krise zu trainieren. Der Internet-Blackout werde jedenfalls "eine Kette von Versorgungsengpässen auslösen könnte, die eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellen", hieß es.