Entwickelt vom Primal Game Studio und veröffentlicht von Knights Peak, verspricht das Action-Rollenspiel "Mandragora: Whispers of the Witch Tree" für PlayStation, Xbox und PC eine tiefgründige Geschichte, ein anspruchsvolles Kampfsystem und eine atmosphärisch dichte Spielwelt. Nach ausgiebigem Eintauchen in die verdrehten Pfade und alchemistischen Labore von "Mandragora" wird es deshalb Zeit, einzuschätzen, ob das Action-Rollenspiel tatsächlich begeistern kann oder doch nur ein weiteres, seichtes Abenteuer in einer Fantasy-Welt ist. Die Geschichte ist in einer düsteren, von Verzweiflung gezeichneten Welt angesiedelt.
Die Königreiche der Spielwelt Faelduum wurden von einer mysteriösen und unaufhaltsamen Dunkelheit, der sogenannten "Entropie", heimgesucht. Diese finstere Macht korrumpiert nicht nur die Landschaft, sondern auch die Lebewesen, verwandelt sie in groteske und gefährliche Kreaturen. Die einst blühenden Zivilisationen liegen in Trümmern, und die wenigen Überlebenden klammern sich an das bisschen Hoffnung, das ihnen geblieben ist. In dieser hoffnungslosen Lage schlüpft der Spieler in die Rolle eines Wanderers, der über besondere alchemistische Fähigkeiten verfügt, gleichzeitig aber wenig über seine Vergangenheit weiß.
Geplagt von Amnesie und getrieben von einer inneren Unruhe, begibt sich der Protagonist auf eine gefährliche Reise, um die Ursprünge der Entropie zu ergründen und vielleicht sogar einen Weg zu finden, sie aufzuhalten. Dabei stößt er auf eine Vielzahl von mysteriösen Charakteren, verfolgt finstere Verschwörungen und muss sich mit den grausamen Auswirkungen der Dunkelheit auseinandersetzen. Die Erzählweise von "Mandragora" ist bewusst langsam und atmosphärisch gehalten. Die Geschichte entfaltet sich durch Dialoge, das Finden von Notizen und Tagebüchern sowie durch die Beobachtung der detailliert gestalteten Spielwelt selbst.
Die Entwickler legen Wert darauf, dass der Spieler die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hautnah erlebt. Dies gelingt ihnen durch düstere Farben, bedrückende Klänge und glaubwürdige Darstellung der gezeichneten Charaktere. Ein zentrales Element von "Mandragora" ist die Alchemie. Die Fähigkeit, verschiedene Substanzen zu mischen und zu manipulieren, ist nicht nur für das Überleben in der feindseligen Welt unerlässlich, sondern auch ein integraler Bestandteil des Kampfsystems. Der Spieler kann eine Vielzahl von Tränken, Elixieren und Bomben herstellen, die im Kampf gegen die verdorbenen Kreaturen von großem Wert sind.
Das Alchemiesystem von "Mandragora: Whispers of the Witch Tree" ist dabei überraschend tiefgründig. Es erfordert das Sammeln verschiedenster Ressourcen, die in der Spielwelt verstreut sind. Diese Ressourcen können dann in unterschiedlichen Kombinationen zu neuen und mächtigen Gegenständen verarbeitet werden. Experimentieren und das Entdecken neuer Rezepturen werden belohnt und bieten dem Spieler eine zusätzliche Ebene der Interaktion mit der Spielwelt. Auch im Kampf spielt die Alchemie eine entscheidende Rolle. Viele Tränke können temporäre Buffs verleihen, während Bomben und Geschosse Gegner schwächen.
Die kluge und strategische Nutzung der alchemistischen Fähigkeiten ist oft der Schlüssel zum Erfolg in den fordernden Auseinandersetzungen. Das Kampfsystem von "Mandragora" ist actionorientiert, legt aber auch Wert auf taktisches Vorgehen. Der Spieler verfügt über verschiedene Waffenarten, jede mit ihren eigenen Stärken und Schwächen. Nahkampfwaffen wie Schwerter und Äxte ermöglichen schnelle, wuchtige Angriffe, während Fernkampfwaffen wie Bögen und Armbrüste es erlauben, Gegner aus sicherer Entfernung zu attackieren. Ein wichtiger Aspekt des Kampfsystems ist das Ausweichen und Blocken von Angriffen.
Die Gegner in "Mandragora" sind oft zäh und teilen ordentlich Schaden aus. Unüberlegte Angriffe werden schnell bestraft, und das Erlernen der Angriffsmuster der Feinde sowie das geschickte Nutzen der eigenen defensiven Fähigkeiten sind unerlässlich, um zu überleben. Besonders die Bosskämpfe stellen den Spieler vor anspruchsvolle Herausforderungen. Diese Kreaturen sind nicht nur besonders widerstandsfähig, sondern verfügen auch über einzigartige Fähigkeiten und Angriffsmuster, die es zu studieren und zu kontern gilt. Hier zeigt sich, wie gut der Spieler die Mechaniken des Kampfsystems und die Möglichkeiten der Alchemie beherrscht.
Die Spielwelt von "Mandragora: Whispers of the Witch Tree" ist zweifellos eines der größten Highlights des Spiels. Die Entwickler haben eine düstere und faszinierende Umgebung geschaffen, die von der allgegenwärtigen Entropie gezeichnet ist. Verfallene Ruinen, dichte Wälder, modrige Sümpfe und alchemistische Labore sind trotz vorherrschender Linearität mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Atmosphäre wird durch die gelungene Kombination aus visueller Gestaltung und Sounddesign verstärkt. Die düstere Farbpalette, die morbide Architektur und die grotesken Kreaturendesigns erzeugen eine beklemmende Stimmung.
Der atmosphärische Soundtrack und die unheimlichen Umgebungsgeräusche tragen zusätzlich dazu bei, den Spieler tief in die Welt von "Mandragora" hineinzuziehen. Die Spielwelt ist nicht offen, sondern eher in miteinander verbundene Areale unterteilt, die linear abgearbeitet werden. Innerhalb dieser Areale gibt es jedoch viel zu entdecken. Versteckte Pfade führen zu optionalen Gebieten, in denen wertvolle Ressourcen, geheime Notizen oder sogar optionale Bosse warten können. Das Erkunden der Umgebung wird somit belohnt und trägt maßgeblich zur Immersion bei – bis man alles gesehen hat, vergehen dabei locker rund 40 bis 50 Spielstunden im Flug.
Im Laufe des Spiels sammelt der Spieler Erfahrungspunkte, indem er Gegner besiegt und Quests abschließt. Diese Erfahrungspunkte können genutzt werden, um die Fähigkeiten des Protagonisten zu verbessern. Es gibt verschiedene Skilltrees, die es dem Spieler ermöglichen, seinen Charakter nach seinen eigenen Vorlieben zu entwickeln. So kann man seine Nahkampf- oder Fernkampffähigkeiten verbessern, seine alchemistischen Fertigkeiten ausbauen oder seine defensiven Werte erhöhen. Alles verändert den Spielstil. Neben den Skilltrees gibt es auch die Möglichkeit, neue Ausrüstung mit Attributen und Bonis zu finden oder herzustellen.
"Mandragora" ist letztlich kein leichtes Spiel. Die Härte ist von Anfang an spürbar und zieht im Laufe noch einmal an. Die Gegner sind aggressiv, teilen ordentlich aus, unvorsichtiges Vorgehen wird bestraft. Besonders die Bosskämpfe erfordern ein hohes Maß an Geduld, Präzision und taktischem Geschick. Für Spieler, die eine echte Herausforderung suchen und sich nicht vor häufigen Bildschirmtoden scheuen, bietet "Mandragora" ein befriedigendes und forderndes Spielerlebnis. Obwohl "Mandragora: Whispers of the Witch Tree" in vielen Aspekten überzeugt, gibt es auch einige kleinere Schwächen, die nicht unerwähnt bleiben sollen.
Die Performance des Spiels kann insbesondere in dichter bevölkerten Gebieten oder bei aufwendigen grafischen Effekten etwas instabil werden. Auch die Navigation in der Spielwelt könnte an einigen Stellen etwas intuitiver sein. Trotz dieser kleineren Kritikpunkte überwiegen die Stärken deutlich. Das Spiel bietet ein fesselndes und einzigartiges Erlebnis für Fans von düsteren Action-Rollenspielen. "Mandragora: Whispers of the Witch Tree" ist fesselnd erzählt und entführt den Spieler in eine Welt voller Verzweiflung und uralter Geheimnisse. Das Flüstern des Hexenbaums ist schließlich eindringlich und hallt noch lange nach dem Abspann nach.