"Auch mir hat er beim Duschen zugeschaut", erzählt Felix M. (richtiger Name der Redaktion bekannt) im Gespräch mit "Heute". Vor einer Woche ist dieser brisante Fall bekannt geworden: Ein ÖBB-Lokführer soll jahrelang Burschen in seine Züge gelockt und missbraucht haben.
Schon bald war klar: Nicht nur in ÖBB-Zügen soll es zu Taten gekommen sein, auch im Eisenbahnmuseum Strasshof (NÖ, Bezirk Gänserndorf) verging sich der Verdächtige an Burschen, das berichten jedenfalls die Verantwortlichen: „Leider müssen wir mitteilen, dass es durch diesen Mitarbeiter auch in den Räumlichkeiten unseres Museums zu Fällen sexuellen Missbrauchs gekommen ist." Es gilt die Unschuldsvermutung.
Im Eisenbahnverein war der mutmaßliche Täter mit Leidenschaft für "seine" Dampf-Lokomotive dabei. Doch schon vor etwa zehn Jahren begannen die Gerüchte um den gepflegten Mann mit lichtem Haar: "Am Abend, wenn wir zusammengesessen sind, sind seine Taten immer wieder angedeutet worden. Es hat geheißen, aufpassen, Distanz halten und beim Duschen immer die Türe zusperren!", sagt Felix M, er war damals noch Mitglied im Verein.
Jahrelang habe man gegenüber den Behörden über die Taten des Zug-, Motorrad- und Reise-Fans geschwiegen, "wir haben gerätselt, wann sie ihn erwischen werden." Jetzt, nach der ersten Anzeige in Wien, folgte eine Serie von Anschuldigungen gegen den mutmaßlichen Täter. Dutzende Ladungen der Polizei ergingen an Vereinsmitglieder. Sie sollten als Zeugen aussagen, Thema: "Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung." Auch Felix M. sagte aus.
Zwei der Opfer haben Felix M. zuvor ihre schlimmen Erfahrungen berichtet, "es waren sexuelle Belästigungen bis hin zu Übergriffen."
"Heute" gegenüber beschreibt er: "Die jungen Vereinsmitglieder waren immer um den Verdächtigen versammelt. In Strasshof lockte er sie nicht unbedingt in den Führerstand, es gab genug andere Gelegenheiten: Die besagte Dusche, Mitarbeiterzimmer und auch Übernachtungsräume."
Irgendwann hatten die Ermittler genug Informationen beisammen. Der Lokführer war gerade im Dienst, fuhr einen Railjet von St. Pölten nach Wien. "In Meidling wurde er aus dem Zug geholt", beschreibt M. die Festnahme, so wird sie jedenfalls in Eisenbahnerkreisen kolportiert.