Öffi-Ärger im Weinviertel

Busse in NÖ fahren ab 2026 nicht mehr alle Bahnhöfe an

Ab Herbst 2026 soll im Bezirk Hollabrunn ein neues Sammeltaxi-System für Gemeinden starten. Das führt dort zu gemischten Gefühlen.
Aram Ghadimi
08.11.2025, 18:00
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Im Weinviertel sorgt eine geplante Fahrplanänderung für Unmut. Werden die aktuellen Pläne wahr, dann werden mehrere Bahnhöfe entlang der Nordwestbahn ab Herbst 2026 nicht mehr von Linienbussen angefahren. Stattdessen soll, laut der Niederösterreichischen Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖVOG), ein neues Sammeltaxi-System kommen – sehr zum Ärger mancher Bürgermeister.

"Wir nehmen den Gemeinden nichts weg, sie bekommen ein tolles neues System", sagte NÖVOG-Busplaner Dominik Karas gegenüber dem Kurier. Statt fixer Linienbusse solle künftig ein Anrufsammeltaxi alle Katastralgemeinden verbinden. Gebucht werde dann per App oder telefonisch.

Schneller zum Bahnhof Hollabrunn

Dabei werde es neue Hauptachsen geben, um die Fahrzeiten zu verkürzen: "Weniger Haltestellen bedeuten kürzere Wege – so kommen Pendler rascher zum Bahnhof Hollabrunn", erklärt Karas. Dort könne man außerdem bequemer umsteigen, da der Bahnhof barrierefrei ist. Die Bahnhöfe im Gemeindegebiet von Wullersdorf seien es nicht.

Betroffen ist zum Beispiel die Buslinie 813, die künftig zwischen Laa/Thaya und Hollabrunn verkehrt, sie wird dann nicht mehr bei den Bahnhöfen Hetzmannsdorf-Wullersdorf und Guntersdorf halten. Beide liegen im Gemeindegebiet von Wullersdorf.

Derzeit laufe der Vergabeprozess für das künftige Sammeltaxi-System. Im Dezember soll feststehen, welcher Betreiber den Zuschlag erhält. Geplant seien Fahrten werktags bis 22.30 Uhr. Auch an Samstagen sollen die Kleinbusse verkehren. Für Senioren und Gemeindemitarbeiter sind Schulungen vorgesehen. Laut NÖVOG sollen Gemeinden dafür nichts zahlen müssen.

Bürgermeister schlägt Alarm

Kritik kommt aus Guntersdorf. Bürgermeister Roland Weber (ÖVP) befürchtet, dass der Bahnhof langfristig gefährdet sein könnte. "Wenn keine Busse mehr halten, sinkt die Frequenz. Dann könnte die ÖBB irgendwann sagen: Den Bahnhof brauchen wir nicht mehr", so Weber.

Er zweifelt zudem am Nutzen des neuen Systems: "Gerade am Land funktioniert Nachbarschaftshilfe. Da nimmt man die ältere Nachbarin eben mit zum Arzt oder Einkaufen. Ein Sammeltaxi braucht es da nicht." Karas widerspricht: "Rund 300 Menschen steigen täglich in Guntersdorf in den Zug. Von einer Schließung ist keine Rede."

Ganz ohne Vorteile ist die Umstellung allerdings nicht. Guntersdorf bekommt künftig eine innerörtliche Busverbindung und eine neue Haltestelle beim Billa im Industriegebiet, der Ende November eröffnet wird. Damit sei der Ort besser angebunden als bisher, betont die NÖVOG.

Wullersdorf sieht Chancen

Wullersdorfs Bürgermeister Richard Hogl (ÖVP) kennt die Bedenken seines Amtskollegen, sieht das Konzept aber positiv: "Unsere Bahnhöfe sind nicht barrierefrei, daher ist es sinnvoll, direkt nach Hollabrunn zu fahren." Das Sammeltaxi sei für den Mikroverkehr ideal.

Und die Schülerbusse würden weiterhin bestehen bleiben, denn ein Sammeltaxi sollen Jugendliche erst ab 14.00 Uhr nutzen dürfen, etwa für den nachmittäglichen Weg zur Musikschule.

Das Sammeltaxi kann per App oder telefonisch gebucht werden. Es holt Fahrgäste an Sammelstellen ab und bringt sie zum nächsten Bahnhof oder in die Bezirkshauptstadt. Der Start ist für Herbst 2026 geplant. Die NÖVOG spricht von einem "Riesengewinn für die Region". Ob das neue System wirklich Verbesserungen bringen kann, wird sich im kommenden Jahr herausstellen.

{title && {title} } agh, {title && {title} } 08.11.2025, 18:00
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