WM 2022
Zuschauer gekauft? Das steckt hinter der Fan-Flucht
Die WM in Katar ist eröffnet und gibt weiter Rätsel auf. Beim 0:2 der Gastgeber gegen Ecuador leerte sich das Stadion vorzeitig. Was steckt dahinter?
Die FIFA versprach ein Fußball-Fest, die beste WM aller Zeiten. Wüstenstaat Katar versucht, sich vor den Augen der Sportwelt als weltoffene und moderne Nation zu inszenieren. Um das Ziel zu erreichen, wird auch in die Trickkiste gegriffen.
Vor allem das Fan-Thema ist und bleibt ein Problem. Schon Tage vor dem ersten Anpfiff machten Gerüchte um "gekaufte" Fans die Runde. Bei der Eröffnungsfeier und dem Auftaktmatch Katar gegen Ecuador erhärtete sich der Verdacht.
Laut FIFA sahen 67.372 Fans im "Al Bayt Stadium" zu. Allerdings passen offiziell nur 60.000 Zuschauer in die Arena.
Aber selbst diese Zahl ist zu hinterfragen. Denn bereits nach 35 Minuten machten sich die ersten Zuschauer auf den Heimweg. Der Grund: Enner Valencia schnürte einen Doppelpack, brachte Ecuador mit 2:0 in Führung. Katar war chancenlos - offenbar zum Ärger der Anhänger.
"Vielleicht waren sie enttäuscht. Man hatte sich ein spannendes Spiel erhofft, es war aber sehr einseitig", erklärt sich Deutschland-Ikone Lothar Matthäus die Fan-Flucht. "Ich habe meine Mannschaft unterstützt, so gut es geht. Aber sie war schlecht, deshalb ging ich früher", wird ein Katarer zitiert.
ZDF-Experte Christoph Kramer: "Da ist gar kein Feuer, da kommt nichts von den Rängen und nichts vom Platz. Das passt irgendwie zum Spiel, dass sich das Stadion relativ schnell geleert hat – ich wäre wahrscheinlich auch früher gegangen."
Übrigens: Das Märchen der "gekauften" Schlachtenbummler ist nur zum Teil wahr. Bei vielen dieser "Fake-Fans" handelt es sich um so genannte "FIFA Fan-Leader". Sie haben die Aufgabe, für Stimmung zu sorgen, erhalten aber kein Geld. Einzig ihre Flüge seien vom Weltverband finanziert worden, berichtet ein Südamerikaner auf Sport1. Sein Job: Er habe "Olé, Olé, Olé, Olé, Katar, Katar" singen müssen. Ein zweiter Fan-Leader aus Kolumbien trug eine große Katar-Flagge, schrie "Katar, die beste WM aller Zeiten."
Aber auch eine Art Fan-Block war im Stadion zu erkennen - Vorsänger inklusive. Sport1 holte einen der "Ultras" vor das Mikrofon. "Ich bin Gastarbeiter, wohne hier und bin Äthiopier", erklärte er, während er ein Schild mit der Aufschrift "I love Qatar" in der Hand hielt. Auch viele seiner Kollegen waren keine Kataris, stammten aus Bangladesch, Nepal oder Ägypten.