Ein Forschungsteam des Südtiroler Archäologiemuseums in Bozen hat eine hochauflösende 3D-Dokumentation der Gletschermumie Ötzi und der Beifunde erstellt. Die Verknüpfung dieses 3D-Abbilds mit CT-Aufnahmen liefert detaillierte dreidimensionale anatomische Ansichten. Der digitale Zwilling von Ötzi ermöglicht es, an der Mumie zu forschen, während sie sicher in der Kühlzelle verwahrt bleibt, teilte das Museum mit.
Laut Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseums, Elisabeth Vallazza, seien bei dem Projekt "mithilfe einer Kombination diverser Technologien komplette 3D-Zwillinge der Mumie und der wichtigsten Beifunde wie Beil, Bogen und Fellmütze erstellt" worden.
Experten der Trientiner Firma Arc-Team unter Leitung des Archäologen und 3D-Experten Luca Bezzi kombinieren eine hochauflösende Photogrammetrie-Technik mit Polarisationsfotografie, um die Reflexionen von der Eisschicht der Mumie zu vermeiden und ein digitales Modell der weltberühmten, 5.300 Jahre alten Gletschermumie zu erstellen. "Zudem wurden aktuelle Computertomographie-Daten in die 3D-Rekonstruktion eingebaut und so das Innere der Mumie mit einer hochauflösenden Oberflächendarstellung verknüpft", so Vallazza.
Bei einigen Beifunden wurde eine Computergrafik-Technologie mit einer KI-Technik kombiniert, um Details der Fellobjekte darstellen zu können. Für Vallazza ermöglicht "diese Form der High-End-Dokumentation einerseits das Monitoring des Konservierungszustands der Mumie und der Beifunde, andererseits auch ihre Erforschung".
Die Mumie und die Objekte können nun von allen Seiten bis ins Detail begutachtet werden, auch Simulationen seien möglich sowie der Einsatz der Bilder für Ausstellungs- und Vermittlungszwecke. Für Bezzi zeigt das Projekt "wie die Zukunft der Konservierung und Forschung an sensiblen Objekten aussehen kann: nicht-invasiv, hochpräzise und frei zugänglich".
Bei dem Mumien-Kongress in Peru präsentierte die Bozener Radiologin Patrizia Pernter auch die Ergebnisse ihrer Untersuchung der Blutgefäße von Ötzi. Auf den CT-Bildern waren deutlich krankhafte Veränderungen der Gefäße zu sehen, womit Ötzi der bisher älteste bekannte Atherosklerose-Patient ist. Auch an ägyptischen Mumien wurde diese Gefäßverengung bereits nachgewiesen.
Die 3D-Dokumentation soll auch in Teilen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die allerhöchste Auflösung ist jedoch der Erforschung und dem Monitoring vorbehalten.