Auf vier Seiten porträtiert das deutsche Nachrichtenmagazin "Spiegel" die neue österreichische Außenministerin Beate Meinl-Reisinger – Coverfoto inklusive. Titel der Story im Blattinneren: "Diese Frau hat die Anti-Kickl-Koalition ermöglicht".
Ausführlich widmet sich der Autor der schleppenden Regierungsbildung. Nicht unerwähnt lässt er auch das Aufstehen der Neos vom Verhandlungstisch beim ersten Versuch zum "Dreier". "Ein Teil der Wahrheit dürfte sein: Was die Neos-Chefin von der Sprengmeisterin zur Wiederaufbauhelferin machte, war die Angst vor einem Mann, der nun Oppositionsführer bleiben und weiter nerven wird", heißt es wörtlich.
„Weite Teile Österreichs haben in den Abgrund geschaut.“Beate Meinl-ReisingerAußenministerin und Neos-Chefin über schwarz-blaue Regierungsverhandlungen
Meinl-Reisinger wird mit den Worten "weite Teile Österreichs haben in den Abgrund geschaut. Man sollte sich hüten, autoritären Extremisten die Schalthebel der Macht in die Hand zu geben" zitiert. Man habe aufgrund der "Machtbesessenheit von Herbert Kickl" einen "Kraftakt der politische Mitte" gebraucht.
Das letztendliche Zusammenrücken der drei noch vor Kurzem zerstrittenen Parteien ÖVP, SPÖ und Neos dürfte ein "überfälliges Ja zurück zum Kompromiss gewesen sein, wie ihn (Bundespräsident, Anm.) Van der Bellen nach monatelangem Gezerre und Gezänk vor drei Wochen dringlich eingefordert hatte", analysiert das Blatt weiter. "Und vielleicht auch ein wenig das Ergebnis ausgiebigen Postenschachers, bei dem alle Beteiligten einen angemessenen Teil abbekamen."
In Meinl-Reisingers Bereich, der Außenpolitik, sei "eher kein Streit" zwischen den neuen Koalitionspartnern zu erwarten. Mit den "Altparteien" ÖVP und SPÖ werde es für die Neos aber schwierig sein, das in ihrem Namenskürzel enthaltene "Neue Österreich", das nicht zuletzt einen schlankeren Staat und ein unternehmerfreundliches Umfeld beinhalte, umzusetzen.
Die Aufgabe der Neos in dieser Koalition werde jedenfalls ein, als Juniorpartner den eigenen Markenkern einer liberalen, reformfreudigen, bildungsorientierten Partei nicht zu beschädigen. "Ob Meinl-Reisinger samt Gefolgschaft mit ihrem per Mitgliedervotum beglaubigten Eintritt in die Regierung wirklich wie behauptet 'Geschichte' geschrieben oder einen 'historischen Moment für Österreich' ausgelöst hat, wird sich weisen müssen."
"Zu klären" bleibt für den "Spiegel" zudem noch, ob diese schwarz-rot-pinke Dreierkoalition "mehr als eine Brandmauer gegen rechtsaußen errichtet" hat. "Wichtig wäre ein ökonomisch belastbares Fundament für ein Land, das binnen zwei Jahren 15 Milliarden Euro im Budget einsparen muss. Die Frage, wo man exakt am Ende sparen wird und muss, ist der potenzielle Sprengsatz dieses Bündnisses."
Kurioses Detail am Rande: Die neue Bestuhlung der Regierungsbank im Parlament samt schmäleren Sesseln ist auch dem "Spiegel" nicht entgangen.