Dreist, perfide – und immer erfolgreicher: In ganz Österreich sorgt eine neue Betrugsmasche für Entsetzen. Die Täter setzen auf den sogenannten "Medizintrick" – und locken ahnungslose Senioren in eine emotionale Falle.
Seit März 2025 häufen sich die Fälle: 18 vollendete Betrügereien, 48 Versuche. Die Schadenssumme: mehr als 1,2 Millionen Euro. Das bestätigte die Landespolizeidirektion Niederösterreich am Mittwoch.
Die Masche ist perfide: Anrufer geben sich als Ärzte oder Klinikpersonal aus und berichten von einer schweren Krankheit eines nahen Angehörigen – meist ist von Darmkrebs die Rede. Für angeblich lebenswichtige Medikamente müsse sofort eine hohe Geldsumme bezahlt werden – oft im sechsstelligen Bereich!
"Telefonisten" – so nennen Ermittler die Mitglieder der kriminellen Organisation – setzen ihre Opfer dabei gezielt unter Druck. Die Betrüger greifen auf Varianten des altbekannten "Schockanrufs" zurück, erzählen von einer Notlage, die nur mit Geld zu lösen sei.
Zwei Fälle machen das Ausmaß besonders deutlich: Am 29. Mai erhielt eine 91-jährige Frau aus Nickelsdorf (Burgenland) einen dieser Anrufe. Kurz darauf übergab sie einer unbekannten Frau Bargeld und Goldschmuck – der Schaden: ein mittlerer fünfstelliger Betrag. Nur eine Woche zuvor fiel eine 83-jährige Frau aus Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) auf denselben Trick herein. Auch sie gab Bargeld und Golddukaten im Wert von mehreren Zehntausend Euro ab.
"Hinterfragen Sie die Identität des Anrufers", mahnt das Landeskriminalamt. "Fragen Sie nach einer Rückrufnummer und versuchen Sie, den genannten Angehörigen selbst zu erreichen." Wer Zweifel hat, soll sofort auflegen und die Polizei verständigen.
In Niederösterreich wurden bisher mindestens vier Fälle bekannt. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher liegen, aus Scham wird vor Anzeigen zurückgescheut. Ermittler warnen: Die Täter sind professionell organisiert, agieren oft in mehreren Bundesländern gleichzeitig – und ändern ihre Masche laufend. Der Modus Operandi bleibt im Kern aber gleich.
Der Appell der Landespolizei Niederösterreich ist klar: Keine Zahlungen oder Kreditkarten-Info am Telefon! Selbst, oder gerade wenn es um Angehörige und Geld geht.