Anständige Summe

Easyjet zahlt pro entdecktem Übergepäck einen Bonus

Flughafen-Mitarbeiter erhalten für abgefangenes Handgepäck offenbar extra Geld. Für Kritiker ein Anreiz, strenger gegen Passagiere vorzugehen.
Heute Life
12.07.2025, 07:01
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Wer häufig nur mit Handgepäck reist, kennt das Gefühl: Hoffentlich stoppen sie dich am Gate nicht, um die Größe und Gewicht des kleinen Köfferchens zu überprüfen. Denn womöglich ist es nur einen halben Zentimeter zu groß oder ein Kilo schwerer als erlaubt. Doch Billigairlines greifen strikt durch. Sie machen jährlich viel Geld damit, wenn Passagiere sich nicht an die Vorgaben halten und am Ende draufzahlen müssen, um das Handgepäck dann doch aufzugeben.

So ist es auch bei Easyjet. Doch die Fluggesellschaft geht sogar noch einen Schritt weiter: Wie es laut "The Guardian" in einer E-Mail heißt, die nach außen durchgesickert ist, soll Easyjet Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an britischen Flughäfen einen Bonus zahlen, wenn sie zu große oder schwere Handgepäckstücke entlarven.

Bonus für Flughafen-Mitarbeiter

Demnach zahlt Easyjet dem Personal der Firma Swissport an britischen Flughäfen einen Bonus von 1,2 britischen Pfund – das sind umgerechnet rund 1,40 Euro – pro gefundenem Übergepäck. Bei einem Stundenlohn von etwa 12 Pfund ist das ein gern gesehener Zuverdienst - insofern sich ausreichend Verstöße finden. Damit wolle man "die Leute dafür belohnen, dass sie das Richtige tun", heißt es in der Nachricht.

Ertragreich ist die Sache wohl auch, denn pro am Gate eingecheckten Gepäckstück sind bei Easyjet um die 48 Pfund fällig. Bei Abzug von 1,2 ergibt das also immer noch einen Zusatzgewinn von 46,8 Pfund für die Gesellschaft. Insgesamt machen die Gepäckeinnahmen für viele Airlines einen großen Teil - wenn nicht sogar ein Drittel - ihrer Gesamteinnahmen aus.

Easyjet soll keinen Einblick haben

Kritiker sehen in den Boni zudem einen Anreiz für die Mitarbeiter, noch strenger gegen Passagiere vorzugehen. Auf die Anfrage von "20 Minuten" argumentierte die Airline: "Easyjet legt großen Wert darauf, dass unsere Abfertigungspartner unsere Bestimmungen korrekt und einheitlich anwenden, um allen unseren Kunden gerecht zu werden."

„Easyjet legt großen Wert darauf, dass unsere Abfertigungspartner unsere Bestimmungen korrekt und einheitlich anwenden.“

Die Billigfluggesellschaft weist jedoch darauf hin, dass die Mitarbeiter der Bodenabfertigung, inklusive jenen am Check-in und Gate, von Drittanbietern beschäftigt werden. Was bedeute, dass je nach Flughafen unterschiedliche Partnerunternehmen dafür zuständig sind. Und diese würden die Vergütung der Mitarbeitenden direkt verwalten. Easyjet habe darum diesbezüglich keine Einblicke.

Verständliche Gepäckrichtlinien

Die Debatte um die Bonuszahlungen von Easyjet kommt in einer Zeit, in die EU über die Abschaffung von Handgepäckgebühren diskutiert. Erst Ende Juni hat der Ausschuss für Verkehr und Tourismus des Europäischen Parlaments beschlossen, dass der Zuschlag für die Beförderung von Handgepäck abgeschafft werden soll. Heißt, sobald alles fix ist – was noch etwas dauern kann –, haben Flugpassagiere das Recht auf kostenloses Handgepäck.

Bis dahin hat Easyjet aber noch die Möglichkeit, Flughafen-Mitarbeiter mit einer Bonuszahlung zum Aufspüren von Übergepäck zu motivieren. Easyjet erklärt: "Unsere Gepäckrichtlinien und -optionen sind gut verständlich und wir informieren unsere Kunden bei der Buchung, vor ihrer Reise und auf der Bordkarte erneut über die Details und ihre gebuchten Handgepäckoptionen, sodass nur ein geringer Anteil unserer Passagiere, deren Gepäck nicht den Richtlinien entspricht, am Flughafen eine zusätzliche Gebühr entrichten muss."

{title && {title} } red, {title && {title} } 12.07.2025, 07:01
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