In einem Wirrwarr aus Handgepäckvorschriften ist es heute nicht mehr ganz so einfach, den Überblick zu wahren. Vor allem viele Billigairlines berechnen für kleine Handgepäckkoffer horrende Preise. Während man bei den einen für die gebuchte Kategorie Trolley und Handtasche mit in die Kabine nehmen darf, ist bei anderen nur ein persönliches Stück erlaubt. In einem Meer aus unterschiedlichen Tarifen ist es wichtig, sich vor jedem Abflug die Bestimmungen genauestens einzuprägen, damit es keine bösen Überraschungen am Gate gibt.
Doch dem Durcheinander könnte bald ein Ende gesetzt werden. Am Dienstag, 24. Juni, stimmte der Ausschuss für Verkehr und Tourismus des Europäischen Parlaments in einer nicht-öffentlichen Sitzung darüber ab, ob der Zuschlag für die Beförderung von Handgepäck abgeschafft werden soll.
Eine Mehrheit stimmte dafür, dass Passagiere künftig das Recht haben sollen, zwei kleine Gepäckstücke ohne Zusatzgebühr mit an Bord nehmen zu dürfen. Genauer gesagt, ein kleines, persönliches Gepäckstück wie eine Handtasche, ein Rucksack oder ein Laptop (Maximalmaße von 40 x 30 x 15 cm) und ein weiteres kleines Handgepäckstück wie einen maximal 7 Kilogramm schweren Koffer mit der maximal Höhe von 46 Zentimetern, dessen Summe der Außenmasse 100 Zentimeter nicht überschreiten darf.
Die Abgeordneten wollen auch sicherstellen, dass Kinder unter zwölf Jahren ohne Zusatzkosten neben ihrer Begleitperson sitzen können. Bis das Ganze jedoch offiziell umgesetzt wird, dauert es noch etwas. Wenn das Plenum im Juli 2025 grünes Licht gibt, wird anschließend mit den EU-Mitgliedstaaten gesprochen, wie die endgültige Umsetzung der Rechtsvorschriften aussehen könnte.
Die Extrakosten für Handgepäck könnten also bald der Geschichte angehören. Im Vorfeld hat das EU-Parlament diesbezüglich viel Gegenwind bekommen. Denn von Seiten der Airlines wird der Änderungsantrag nicht gutgeheißen. So meldete sich etwa Airlines for Europe (A4E), ein Airline-Verband, zu dem Ryanair, Lufthansa, EasyJet oder Air France-KLM gehören, in einer Mitteilung zu Wort: "Der Vorschlag schränkt die Wahlfreiheit der Verbraucher ein und schreibt allen Passagieren ein obligatorisches Handgepäck vor."
Der Verband weist in seinem Statement darauf hin, dass Daten gezeigt hätten, dass Hunderte von Millionen europäischer Fluggäste mit leichtem Gepäck reisen wollen würden. "In einem der größten europäischen Flugreisemärkte, Spanien, brauchten im vergangenen Jahr über 50 Millionen (mehr als die Bevölkerung Spaniens selbst) kein zusätzliches Handgepäckstück und hatten die Wahl, dieses nicht im Flugpreis inbegriffen zu haben."
In den vergangenen Jahren haben Flugpassagiere sich vermehrt kreative Ideen einfallen lassen, um die Handgepäckgebühren bei den Airlines zu umgehen. So zeigen diverse Tiktok-Videos etwa Jacken mit unzähligen Taschen, wo fast ein ganzer Kofferinhalt reinpasst. In den Kommentaren unter dem Beitrag von @wear.to.fly sorgt sich jedoch jemand: "Ich wette, die Sicherheitskontrolle am Flughafen wird interessant sein."
Wieder andere stopfen ihr Gepäck in Kopfkissenbezüge und schmuggeln sie so an Bord des Flugzeugs. In den meisten Clips gelingt der Plan und die Kissen schaffen es durch die Sicherheitskontrolle. Doch jemand fragt sich in der Kommentarspalte: "Funktioniert das immer noch?" Die meisten Followerinnen und Follower von @emmyathome finden diesen Trick aber einfach nur "brillant". Ob es diese Hacks bald nicht mehr braucht, wird sich zeigen.