Katastrophenstimmung im Innviertel. Die KTM-Insolvenz stürzt Hunderte Familien in eine tiefe Krise. Die Fakten: 250 Mitarbeiter des beliebten Motorrad-Produzenten bekamen vor Weihnachten ihre "Blauen Briefe". Bis diesen Freitag (17. Jänner) sollen es weitere knapp 300 werden.
Arbeiter-Vertreter versprachen hart zu kämpfen, es gab offenbar einen Deal der Gewerkschaft mit dem Industrie-Betrieb, dass keine älteren Mitarbeiter gekündigt werden.
Diese Abmachung wurde wohl nicht so streng eingehalten. Immer mehr entlassene Mitarbeiter erzählen uns, dass sie knapp vor der Pension stehen. Erschütternd ist etwa der Bericht von Dragan M. (verständlicherweise will er anonym bleiben).
Der Facharbeiter in der Produktion ist jetzt 61 Jahre alt, alles war bereits organisiert für seinen Pensionsantritt im kommenden Jahr. Darauf drängte der Arbeiter, nachdem die ersten Gerüchte einer Krise im Betrieb laut wurden. Jetzt ist er plötzlich arbeitslos.
"Letzte Woche bekam ich einen Anruf von meinem Kollegen – der hat mich vorab informiert", sagt Dragan zu "Heute". Anfang dieser Woche wurde es dann ernst, um 9 Uhr hatte unser Gesprächspartner – mit einigen anderen – einen dringenden Termin im Chefbüro. "Wir waren eine Gruppe von Arbeitern, manche von uns waren bis zu 25 Jahre im Dienst bei KTM." Dragan wurden zwei Dokumente vorgelegt, die er unterschreiben musste.
"Erstens war da die Kündigung – nur mehr bis Mai bin ich noch in der Firma", sagt Dragan zu "Heute", "so was wünscht sich keiner." Der zweite Zettel brachte den nächsten Rückschlag: "Darauf stand, dass ich bis zum Austritt aus dem Unternehmen 20 Prozent weniger Geld bekomme."
Dragans Frau ist verzweifelt: "Das kam für uns völlig überraschend, mein Mann kann jede Maschine der Produktion bedienen, er war immer fleißig. Wie viele andere war auch er kaum krank, er gab alles für die Firma – es ist eine richtig traurige Geschichte."
Auffällig, so das Ehepaar: "Früher wurden eher die neuen, jüngeren Mitarbeiter gekündigt, jetzt ist es anders, es kann wirklich alle treffen. Wir haben von einem gehört, dessen Eltern schon bei KTM waren, jetzt verliert er seinen Job."
Dragan und seine Familie trifft es finanziell hart, erzählt seine Frau: "Die Pension wird dadurch jetzt geringer ausfallen." Sie weiß nicht einmal, ob sie ihre geringen Fixkosten decken werden können: "Wir wohnen in einer Gemeindewohnung, ich weiß nicht einmal, ob wir uns diese weiter leisten können - auch diese Wohnung wird immer teurer. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll."
Im Betrieb herrscht Ratlosigkeit erzählt uns Frau M.: "Alle sagen zu meinem Mann, 'wieso ausgerechnet du?' Jetzt zittern aber alle im Betrieb um ihren Job."
Dragan und seine Frau haben noch nicht konkret überlegt, wie es nach dem Job weitergeht. Es warten wohl noch viele schlaflose Nächte auf sie: "Bis Mai geht es sich finanziell noch aus, danach wissen wir einfach nicht, ob es geht."