Über der Sixtinischen Kappelle steigt weißer Rauch auf, die Menge auf dem Petersplatz jubelt – ein neuer Papst ist gewählt. Ein Kandidat hat die nötige Zweidrittelmehrheit erhalten. Wer der neue Papst ist, ist noch nicht bekannt. Denn: Er tritt nicht sofort auf den Balkon. Zwischen den Rauchzeichen und der großen Verkündung vergehen in der Regel zwischen 45 Minuten und 1,5 Stunden.
Warum das so lange dauert? Es steckt ein klar geregeltes Zeremoniell dahinter – mit mehreren entscheidenden Schritten.
Direkt nach dem erfolgreichen Wahlgang wird der gewählte Kardinal gefragt: "Nimmst du die Wahl zum Papst an?" Antwortet er mit "Accepto", ist er offiziell Papst – auch wenn die Welt das noch nicht weiß.
Der neue Papst wählt nun seinen künftigen Namen. Dieser Schritt hat symbolische Bedeutung: Er zeigt, welches Erbe oder welche Haltung der neue Pontifex fortführen will.
Anschließend geht der neue Papst in die sogenannte "Sala lacrimatoria" – das "Zimmer der Tränen". Der Name steht für den emotionalen Moment, in dem die gewählte Person das Gewicht des Amts spürt. Dort liegen drei weiße Soutanen in unterschiedlichen Größen bereit, genäht vom traditionsreichen Papst-Schneider Raniero Mancinelli (86).
Traditionell gehören auch eine Mozzetta (rotes Schultercape), rote Schuhe und eine Stola zur Kleidung – allerdings hat Papst Franziskus 2013 mit dieser Tradition gebrochen und auf Mozzetta und Schuhe verzichtet.
Bevor der neue Papst der Welt vorgestellt wird, tritt er vor den Altar der Sixtinischen Kapelle und spricht ein Gebet. Danach leisten die anwesenden Kardinäle dem neuen Oberhaupt ein Gehorsamsversprechen.
Etwa eine bis zwei Stunden nach dem weißen Rauch ist es so weit: Der Kardinalprotodiakon (der ranghöchste Kardinal unter den Diakonen) tritt auf die Loggia des Petersdoms und spricht die berühmten Worte:
"Habemus Papam!" – "Wir haben einen Papst!"
Anschließend tritt der neue Papst selbst auf den Balkon – erstmals sichtbar für die Weltöffentlichkeit. Er stellt sich mit seinem neuen Namen vor und erteilt den feierlichen Segen "Urbi et Orbi" (für die Stadt und den Erdkreis).
Nach der öffentlichen Verkündung trifft der neue Papst erneut auf die Kardinäle – ein symbolischer Dank für das Vertrauen. In den Tagen danach folgen individuelle Gesten: Franziskus etwa betete in der Basilika Santa Maria Maggiore, ebenso wie Benedikt XVI. zuvor. Pflicht ist das aber nicht.
Die offizielle Amtseinführung erfolgt ein bis zwei Wochen später in einer großen Messe, bei der Hunderttausende Gläubige sowie Delegationen aus aller Welt anwesend sind. Dabei erhält der Papst die Insignien seiner Macht: den Fischerring und das Pallium. Eine Krönung, wie sie früher üblich war, findet seit Johannes Paul I. nicht mehr statt.