"Es ist brutal." So beschreibt Politiker Lorenz Potocnik (LinzPlus), was aktuell im Linzer Bergschlößlpark passiert: Wie berichtet sollen dort rund 240 Bäume gerodet werden. Am Dienstagvormittag rückten dann die Baumfäller an. Vor Ort herrschte ein ungewöhnlich großes Aufgebot: Laut Potocnik waren rund 50 Polizisten in voller Schutzmontur im Park.
"Der Auftritt ist ein bisschen lächerlich", sagt der Stadtentwickler, der sich kurz vor einer Pressekonferenz noch selbst vor Ort ein Bild gemacht hatte. "Es tut richtig weh zu sehen, wie die großen Bäume fallen." Im Schnitt seien sie rund 50 Jahre alt, manche laut den Aktivisten sogar mehrere Jahrhunderte.
Warum das Großaufgebot der Exekutive? Die Polizei sichert die Arbeiten ab, "weil es Demonstranten gibt, die sich dagegen wehren", erklärt ein Sprecher gegenüber "Heute". Manche hätten sich schon auf die Bäume gesetzt, die abgeschnitten werden sollen. Das zeigen auch aktuelle Fotos von Potocnik aus dem Park.
Am Rande der Fällungen wurde außerdem Kritik aus dem Naturschutz laut. Der Park liegt nur wenige hundert Meter vom Botanischen Garten entfernt, wo 2023 eine streng geschützte Fledermausart – die Alpenfledermaus (Hypsugo savii) – nachgewiesen wurde. Ob vor den Rodungen eine artenschutzrechtliche Prüfung stattfand, ist bislang unklar.
Der Politiker präsentierte am Donnerstag eine detaillierte Schadensrechnung für das geplante A26-Autobahnkreuz. Sein Ergebnis: Der Eingriff zerstöre nicht nur rund 40.000 m² Grünraum, sondern verursache einen Gesamtschaden von rund 98,8 Millionen Euro. Allein der Verlust der großen Bäume schlage mit über 15 Millionen Euro zu Buche. Fast 76 Millionen berechnet er für den Verlust der Kühlleistung, rund 7 Millionen für den Bodenverlust.
Potocnik fordert deshalb Schadensersatz von der Asfinag. Die Stadt müsse endlich die tatsächlichen ökologischen Verluste beziffern lassen und anschließend neue Parks und hochwertige Baumpflanzungen im Umfeld finanzieren. Bestehende Ausgleichsmaßnahmen bezeichnet er als "lachhaft": "Da werden am Stadtrand irgendwelche Steckerl gepflanzt."
Auch Umweltstadträtin Eva Schobesberger (Grüne) war am Dienstag vor Ort. Sie weist darauf hin, dass die Baumfällungen und zusätzlichen Versiegelungen heftige Auswirkungen auf die Linzer hätten: "Die Folgen werden wir bis ins Volksgartenviertel spüren", ist sie sich sicher. "Dass die Stadt trotz der massiven Nachteile dieses Steinzeitprojekt auch noch mitfinanziert, ist dabei besonders absurd."
Auch die Linzer KPÖ kritisiert den Einsatz scharf. Sie spricht von einem "traurigen Tag in der Geschichte der Stadt" und wirft der Stadtpolitik vor, die Rodungen nicht verhindert zu haben. Die drei Parteien zeigen sich klar solidarisch mit den Aktivisten vor Ort.
Politik sowohl von Stadt, Land und Bund sowie die Asfinag werden nicht müde, das gewaltige Bauvorhaben der Autobahn A26 zu preisen: Weniger Verkehr in der City und eine geringere Lärm- und Umweltbelastung werden versprochen. Bereits 2015 gestartet, sollen die Arbeiten für den Westring noch weitere zehn Jahre in Anspruch nehmen.