Kosten von rund 1,2 Milliarden Euro, massive Rodungen und eine jahrelange Mega-Baustelle: Die A26 spaltet Linz wie kaum ein anderes Projekt. Im Bergschlößlpark hat sich jetzt ein Protestcamp formiert, das mitten im Winter ein deutliches Zeichen setzt. Das Milliardenprojekt sorgt nicht nur politisch für Wirbel – es trifft auch die Menschen vor Ort mitten ins Herz.
Nur rund 17 Meter unter dem Camp steckt jener Bohrkopf, der seit einer Panne bei Kanalarbeiten im Erdreich festsitzt. Genau über dieser Stelle haben die Aktivisten ihr Zelt aufgebaut. Das Camp soll sichtbar machen, was ihrer Ansicht nach vertuscht worden wäre, hätten sie nicht selbst darauf aufmerksam gemacht. Die Linz AG betonte zwar, dass für die Bergung keine Bäume gefällt werden müssten. Die Aktivisten sehen das aber anders: Die Panne koste den Park noch einmal vier oder fünf Bäume.
Noch zehn Jahre Bauarbeiten
Politik sowohl von Stadt, Land und Bund sowie die Asfinag werden nicht müde, das gewaltige Bauvorhaben der Autobahn A26 zu preisen: Weniger Verkehr in der City und eine geringere Lärm- und Umweltbelastung werden versprochen.
Bereits 2015 gestartet, sollen die Arbeiten für den Westring noch weitere zehn Jahre in Anspruch nehmen.
Rund um das Lager sind im Park Dutzende Bäume markiert – einige davon rund 250 Jahre alt. Für die Gegner des Projekts symbolisieren sie, was auf dem Spiel steht: der Verlust wertvoller Grünflächen, eine Grundwasserabsenkung, die Bäume und Gebäude gefährden könnte, sowie ein Verkehrsprojekt, das aus ihrer Sicht mehr Stau und Abgase bringen würde statt Entlastung.
Im direkten Umfeld leben Doris und Oswald, ein pensioniertes Ehepaar, das seit 35 Jahren in der betroffenen Gegend wohnt. Seit Jahrzehnten verfolgen sie die Pläne zur A26 – und seit Jahrzehnten sprechen sie sich dagegen aus. Für sie geht es nicht nur um den Baumbestand, sondern um die gesamte Lebensqualität, wie sie im Gespräch mit "Heute" erzählen.
"Was wir jetzt sehen, ist die Spitze des Eisbergs", ist sich Doris in Bezug auf die Bohrkopf-Problematik sicher. Dass "die Bäume, die jedes Jahr eine ungeheure Menge an herrlicher Luft produzieren", jetzt schon gerodet werden sollen, ist für die Pensionisten völlig unverständlich. Denn sie könnten der Baustelle erst in einigen Jahren im Weg sein, so die Frau.
Die stetig steigenden Kosten bereiten ihr und ihrem Mann zusätzliche Sorgen. Mit der enormen Summe, die das Projekt inzwischen verschlingt, verbinden sie die Frage, wer dafür am Ende aufkommen muss – und wie sich die Prioritäten in der Stadt entwickelt haben: "Inzwischen steckt so viel Geld drin, dass man das Gefühl hat, sie können nicht mehr zurück."
Gerade weil andernorts aktuell gespart werde – zum Beispiel im Sozialbereich – empfinden sowohl Aktivisten als auch Anrainer die Dimension des Projekts als schwer nachvollziehbar. Auf die Frage, ob sich die Bewohner von der Politik gehört fühlen, gibt es ein klares "Nein".
Das Camp im Bergschlößlpark soll jedenfalls erstmal stehen bleiben. Nach Angaben der Aktivisten ist es rund um die Uhr von mindestens drei Personen besetzt – und es wird vorhanden sein, "so lange, wie es notwendig ist", sagt eine von ihnen, Caroline Fraundorfer. Am Sonntag ist schon die nächste Aktion vor Ort geplant.