Die Wiener Erzdiözese hat nun auch hochoffiziell einen neuen Oberhirten: Papst Leo XIV. bestellte am Freitag Josef Grünwidl (62) als Erzbischof für Wien. Er folgt damit Kardinal Christoph Schönborn (80) nach, der im Jänner altersbedingt in den Ruhestand versetzt worden war. Grünwidl: "Ich habe nach einigem Zögern jetzt aus ganzem Herzen 'Ja' zu dieser Aufgabe gesagt."
Er räumt ein: "Dass die Ernennung eines neuen Bischofs so lange gedauert hat, hat auch ein bisschen mit mir zu tun. Ich habe nach einigem Zögern jetzt aus ganzem Herzen 'Ja' zu dieser Aufgabe gesagt. Dazu hat mir eine Erkenntnis geholfen, die in den letzten Monaten in mir gereift und stärker geworden ist: Gott braucht mich nicht perfekt, sondern er will mich verfügbar."
Nun hofft der 62-jährige Gottesmann auf die Fürsprache von ganz oben: "Im Vertrauen auf so viele, die mich im Gebet unterstützen und im Vertrauen auf Gottes Hilfe, der mich stützen und führen und stärken wird, nehme ich gerne diese Aufgabe an. Ich freue mich darauf und auf die Begegnung mit vielen Menschen – die schon zu uns in der Kirche gehören oder auf der Suche sind –, denen ich vielleicht eine Hilfe sein kann für ihren Lebensweg."
Wie von Dompfarrer Toni Faber im "Heute"-Interview (siehe Video) angekündigt, verkündete die "Stimme Österreichs", die Pummerin, die Nachricht auch ganz traditionell. Nun ist fix: Über eine Million Gläubige in Wien und im östlichen Niederösterreich haben somit bald einen neuen Bischof.
Josef Grünwidl muss jedoch erst geweiht werden. Die Bischofsweihe soll allerdings erst nach den Weihnachtsfeierlichkeiten im Jänner erfolgen, erfährt "Heute". Kardinal Schönborn wird ihr vorstehen. Grünwidl wird auch nicht wie sein Vorgänger Kardinalsrot tragen, sondern lila, weil er vorerst nicht in Kardinalsrang erhoben wurde.
Kardinal Christoph Schönborn hatte die Wiener Erzdiözese 30 Jahre lang – von 1995 bis Jänner 2025 – skandalfrei geleitet und sich nach seiner Emeritierung in ein Kloster im 20. Bezirk zurückgezogen.
"Ich bleibe Kardinal und ich bleibe auf Rufweite", hatte der Geistliche in einem "Heute"-Interview gesagt. Und zu seinem Umzug: "Es ist Wiens zweitärmster Bezirk – ich wusste nicht, dass der so schlecht dran ist."
In einer ersten Stellungnahme zeigte sich Schönborn am Freitag glücklich über die Ernennung: "Für mich ist heute ein tiefbewegender und freudiger Tag. Was gibt es für mich Schöneres, als unsere Erzdiözese in guten Händen zu wissen! Besonders bewegt mich die spürbare Freude in der ganzen Diözese über seine Ernennung. In den östlichen Kirchen rufen die Gläubigen bei einer Weihe: 'Axios! Er ist würdig.' Mir scheint, dass man das schon seit vielen Wochen und Monaten in der Kirche auch über Josef Grünwidl sagt. Wie schön, dass Papst Leo das nun bekräftigt hat."
Auch Bundeskanzler Christian Stocker freute sich "als Katholik sehr" auf dem Kurznachrichtendienst X über die Ernennung: "Möge sein Wirken ein Beitrag für den Zusammenhalt in unserem Land sein und den Menschen Hoffnung und Orientierung schenken."