"Hallo, Zukunft! A1 Glasfaser für Groß-Enzersdorf" – am Beispiel dieses Slogans auf der Webseite der A1 Telekom Austria AG und den anschließenden paar Zeilen, die dazu auffordern sollen, einen "A1 Glasfaser Anschluss mit Tarif um € 300,-" zu "bestellen (statt € 600,-)!" zeigt sich die Problematik des Breitbandausbaus in Österreich.
"Breitband-Ausbau ist so wichtig wie Straßenbau", verkündete Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner 2021. Jetzt kann man nicht sagen, dass Niederösterreich, das Land der Kreisverkehre, keine Expertise bei allen möglichen Ausbauten hätte. Bloß mit dem schnellen Internet klappt es derzeit nicht so gut.
Die Budgetknappheit im Bund (und in Niederösterreich) wirkt sich nicht nur auf das Einfrieren von Sozialleistungen aus, sondern auch auf die Digitalisierung: So sagte Mikl-Leitner gegenüber der APA damals auch, dass es auch für den Ausbau der Breitbandoffensive in Zukunft weniger Geld seitens des Bundes geben werde. Doch schon jetzt stockt der Glasfaserausbau in einigen Gemeinden – "Heute" hat berichtet.
Satte 5.009.223,38 Euro flossen im EU-Haushaltsjahr 2024 vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) inklusive Kofinanzierung an die A1 Telekom Austria AG. Das Ziel: Die "Ankurbelung des Wachstums" und die "Förderung der ökologischen und sozioökonomischen Nachhaltigkeit ländlicher Gebiete zu unterstützen, insbesondere durch den Ausbau der lokalen Infrastruktur", heißt es in der Transparenzdatenbank der EU.
Dabei setzt man auf den Ausbau von Basisdienstleistungen. Die Dorferneuerung in ländlichen Gebieten soll durch Breitband-Internet, aber auch durch die Förderung von erneuerbaren Energien und den (Wieder-)Aufbau sozialer Infrastruktur erreicht werden. Die EU erhofft sich dadurch die Wiederherstellung und Verbesserung des kulturellen und natürlichen Erbes.
Zurück nach Groß-Enzersdorf: Heruntergebrochen auf die 12.000-Einwohner Gemeinde am nordöstlichen Stadtrand von Wien, zeigt sich, dass ein Glasfaseranschluss noch immer eine komplizierte Angelegenheit ist. Denn er beinhaltet eine Menge Planung – die letztendlich Kunden in Auftrag geben müssen.
"Lassen Sie sich jetzt von unseren A1 Glasfaser Expert:innen beraten", schreibt A1 unter seinen Werbeslogan für Groß-Enzersdorf und listet auf, was es für 300 Euro alles gibt: Die inkludierten Leistungen beinhalten die "Planungsberatung durch A1 Expert:innen, die Durchführung der Bauleistung/Grabung bis unmittelbar nach bzw. an die Grundstücksgrenze, das Einbringen des Glasfaserkabels in eine vom Kunden bereitgestellte Verrohrung bis unmittelbar nach Gebäudeeintritt" und schließlich die "Bereitstellung des Glasfaserkabels für die Selbstmontage im Innenbereich."
Österreich sei beim Glasfaserausbau weit abgeschlagen – etwa hinter dem nicht für die beste Verwaltung bekannten Frankreich. Ja, sogar hinter Rumänien oder Bulgarien. Das meldete die Interessenvereinigung Open Fiber Austria im Frühjahr vom Glasfasergipfel in Amsterdam. Kritik an Österreichs Fördermodell kam damals auch von der A1 Telekom Austria.
Deren Vize-CEO Thomas Arnoldner fordert seit Langem, dass auch einzelne Haushalte gefördert werden sollen, wenn sie einen Breitbandanschluss planen: "Wir sind selbst das Unternehmen, das am meisten Glasfaser ausbaut in Österreich", sagte Arnoldner laut "Kleine Zeitung" bereits im Februar: "Wir sind aber der Meinung: In Zeiten begrenzter Mittel sollte man diese verantwortungsvoll einsetzen."
Rund 320.000 Haushalte sind derzeit in Niederösterreich ans Glasfasernetz angeschlossen. Die Zielvorgabe lautet, bis 2030 alle Haushalte des Bundeslandes anzuschließen. Angesichts der jüngsten Entwicklungen scheint das aber nicht mehr realistisch zu sein. Zuletzt wurden auch noch die öffentlichen Mittel dafür um 150 Millionen Euro reduziert – verantwortlich sind Kürzungen durch das Sparpaket der Bundesregierung.
Gleichzeitig bieten Technologien wie Elon Musks Starlink und 5G durchaus Alternativen zu umständlichen Grabungen quer durch ländliche Regionen. Bis zu 250 Mbit/s sind derzeit über den Äther möglich, ganz ohne Bauarbeiten und Gemeindebeschlüsse.
"Österreichs Weg in die Gigabit-Gesellschaft", wie es 2019 noch in der Breitband-Strategie der damaligen türkis-blauen Bundesregierung hieß, könnte sich um gute 10 Jahre verlängern, hieß es zuletzt von Österreichs Regulierungsbehörde RTR gegenüber dem Branchenmagazin heise.de.
Zu Jahresbeginn hatte sich das Mobilfunkunternehmen Magenta aus Groß-Enzersdorf zurückgezogen – zu wenig Nachfrage durch Kunden. Im Februar übernahm A1 dort den Glasfaserausbau.