Umweltfaktoren in der frühen Kindheit haben großen Einfluss auf das Risiko, im Erwachsenenalter an diversen Zivilisationserkrankungen zu erkranken. Unterernährung, Fettleibigkeit, Infektionen, Umweltschadstoffe und psychosozialer Stress der Mutter werden mit Stoffwechselstörungen, neurologischen Erkrankungen, Krebs und dysregulierten Immunreaktionen bei den Nachkommen in Verbindung gebracht.
Forscher haben jetzt im Tierversuch bei Mäusen beobachtet, dass wenn die Muttertiere stark übergewichtig sind, die Jungtiere nach der Geburt häufiger eine Fettleber entwickeln. Auch dann, wenn sie sich gesund ernähren.
Grund sind die sogenannten Kupffer-Zellen (benannt nach dem deutschen Anatomen Karl Wilhelm von Kupffer) in der Leber der Jungen. Sie gehören zu den körpereigenen Fresszellen, die während der Embryonalentwicklung auch in die Leber wandern und dort überalterte Leberzellen beseitigen. Sie dirigieren die Leberzellen aber auch herum und delegieren, was sie zu tun haben.
Ist die Mutter übergewichtig, ist diese Kommunikation gestört. "Wir konnten zeigen, dass die Nachkommen übergewichtiger Muttertiere häufig kurz nach der Geburt eine Fettleber entwickelten", erläutert Dr. Hao Huang, "und zwar selbst dann, wenn sich die Jungtiere ganz normal ernährten."
Dies passiert, weil die Kuppfer-Zellen der Jungtiere schon im Mutterleib umprogrammiert wurden, weshalb sie veränderte Signale an die Leberzellen senden, die infolge mehr Fett speicherten. Ausgelöst wurde diese Umstellung durch die Stoffwechselprodukte der Mutter, die eine Art molekularen Schalter in den Kuppfer-Zellen auslösen.
Die Fettleber ist eine häufige Erkrankung in den Industrienationen. Durch ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel oder eine andere Krankheit kann sich die sogenannte nicht-alkoholische Fettleber entwickeln. Besonders die Kombination von Alkoholkonsum und Übergewicht kann ein direkter Weg zur Fettleber sein. Sie bleibt oft lange Zeit unentdeckt, es gibt bis heute keine Medikamente dagegen. Die einzige Therapie ist die Umstellung auf einen gesunden Lebensstil: Gewichtsababnahme, Bewegung, kein Alkohol und Nikotin.
Ob eine Fettleber vorliegt, kann anhand verschiedener Leberwerte im Rahmen einer Blutuntersuchung und eines Ultraschalls abgeklärt werden.
Die Folge: Die Leber verfettet, entzündet sich, Leberzellen sterben ab und an ihrer Stelle entsteht Narbengewebe, das keine Funktion mehr hat. Je mehr Narbengewebe, desto weniger Leberfunktion. Das erhöht die Krebsgefahr, weil Giftstoffe nicht mehr so gut aus dem Körper gefiltert werden.
Wie eine Fettlebererkrankung verläuft, ist abhängig vom Verhalten der betroffenen Person, also ob und wie sie ihren Lebensstil verändert.
Die Forscher konnten den "molekularen Schalter" bei den Muttertieren entfernen, woraufhin die Jungen keine Fettleber mehr entwickelten.