Nicht nur in Arm oder Bein

Phänomen Phantomschmerz: Warum er auch den Penis trifft

Verlieren wir einen Körperteil, ist das eine enorme Veränderung – auch unser Gehirn. Denn es spielt keine so große Rolle, was uns entfernt wird.
Heute Life
23.06.2025, 22:46
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Krankheit oder Unfall können tragischerweise dazu führen, dass uns im Extremfall ein Körperteil amputiert werden muss. Aber unser Körper ist in manchen Dingen nach wie vor ein Mysterium. So auch im Falle von Amputationen. Denn obwohl der Körperteil nicht mehr da ist, kann es sich für die Betroffenen trotzdem so anfühlen – auf schmerzhafte Weise. Man spürt beispielsweise einen Krampf in der Wade des amputierten Beins oder ein Kribbeln im Arm, der nicht mehr da ist. Dieses Gefühl nennt man Phantomschmerz. Ein Phänomen, das die Medizin nach wie vor beschäftigt. Es zeigt die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns, uns Schmerz empfinden zu lassen, auch wenn wir mit eigenen Augen sehen, dass die Schmerzquelle gar nicht mehr existiert. Die Nozizeption, also die Erfassung von Schmerzreizen durch spezialisierte Nervenzellen (Nozizeptoren), spielt dabei eine wichtige Rolle. Allerdings ist die genaue Ursache von Phantomschmerzen noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass Umstrukturierungen im Gehirn eine Rolle spielen.

Phänomen Phantomschmerz

"Viele Betroffene beschreiben ihre Phantomschmerzen als ein Kribbeln auf der Haut, ein Brennen oder krampfartig", schreibt der Neurowissenschaftler Dr. Austin Lim in seinem neuen Buch "Horror On The Brain: The Neuroscience Behind Science Fiction". "Bis zu 85 Prozent der Amputierten leiden unter diesen Empfindungen, was neben der Anpassung an den Verlust des Gliedmaßes eine weitere Herausforderung für die Lebensqualität darstellt."

Phantomschmerzen sind Missempfindungen in einer fehlenden Gliedmaße, unter denen viele Patienten nach Amputationen leiden. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass sie mit Veränderungen im Gehirn und im Rückenmark zusammenhängen. Es wird vermutet, dass das Gehirn weiterhin Signale von dem amputierten Glied empfängt, auch wenn es nicht mehr vorhanden ist, was zu den Schmerzempfindungen führt. Es ist wichtig, bei Phantomschmerzen einen Arzt oder Schmerztherapeuten aufzusuchen, um die bestmögliche Behandlung zu erhalten.

Keine Heilung, aber Behandlungsoptionen

Um Phantomschmerzen nach Amputationen zu lindern, haben Wissenschaftler Neuroprothesen entwickelt. Diese stimulieren Nerven im Bein und geben dem Träger so die Möglichkeit, zu erkennen, wann die Prothese mit etwas in Berührung kommt. Dies kann helfen, Hindernisse, über die man stolpern könnte, besser zu erkennen und die Prothese so zu einem Teil des Körpers werden zu lassen.

Andere Ansätze zur Behandlung von Phantomschmerzen umfassen Medikamente, Operationen, Physiotherapie, Psychotherapie oder Akupunktur. Aber es gibt keine perfekte Lösung für alle Arten von Phantomschmerz. Nicht zuletzt, weil sie tatsächlich überall im Körper auftreten können.

Jeder Körperteil kann betroffen sein

"Jeder Körperteil reagiert empfindlich auf dieses Phänomen, wie zum Beispiel Phantomschmerzen bei Erektionen nach einer Penisamputation", erklärte Lim. "Auch innere Organe sind anfällig für Phantomempfindungen. Nach einer Entfernung der Gebärmutter können Menstruationskrämpfe auftreten, und nach bei Patienten, denen Rektum und Dickdarm entfernt wurden, kann es zum sogenannten Phantomrektalschmerz kommen."

{title && {title} } red, {title && {title} } 23.06.2025, 22:46
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