"Immer mehr Studierende und Lehrer berichten, dass sie im Klassenzimmer mit Situationen nicht deutsch sprechender Schüler allein gelassen werden, in denen Respekt, Wertschätzung und eine gesunde Grundeinstellung gegenüber unserer Heimat Österreich fehlen", heißt es in einer aktuellen Aussendung der FPÖ Niederösterreich.
Die FPÖ will Mängel in der Ausbildung künftiger Lehrerinnen und Lehrer festgestellt haben, denn "statt Rückhalt zu bekommen, sollen sie im Rahmen des Masterstudiums Lehramt für Primarstufe (Volksschullehrerausbildung) Lehrveranstaltungen besuchen, in denen vermittelt wird, wie sie bestmöglich ihre eigenen Überzeugungen hinterfragen". Die Studierenden würden lernen, "Störungen und Respektlosigkeit fremder Kulturen still zu kompensieren."
So sage etwa eine namentlich nicht genannte Studentin: "Sie lehren uns nicht mehr, wie man die deutsche Sprache unterrichtet, sie bringen uns stattdessen bei, wie wir mangelnden Respekt und Wertschätzung unserer Sprache und Kultur gegenüber kompensieren sollen."
Und eine anonyme Kollegin halte fest: "Wir lernen nicht mehr, wie man unterrichtet. Wir lernen, wie wir Missachtung gegenüber unserer eigenen, österreichischen Identität ertragen sollen." Die Kritik der FPÖ entzündet sich an einer Lehrveranstaltung an der Pädagogischen Hochschule in Baden, mit dem Titel "Kinder wollen fachlich begleitet werden".
Den Auszubildenden wäre die eine Podcast-Folge von DerDieDaf empfohlen worden. DaF ist eine Abkürzung für 'Deutsch als Fremdsprache' und bezieht sich auf Deutsch-Assistenzprogramme in Partnerländern oder, wie im vorliegenden Fall, auf die Vermittlung der deutschen Sprache an Nichtmuttersprachler.
In der besagten Folge werde besprochen, was Handlungsmöglichkeiten seien, wenn syrische Männer im Deutschunterricht eine Frau als Lehrerin nicht anerkennen würden. Laut FPÖ werde dann vorgeschlagen, dass "die Lehrerin es hinnehmen und die ein oder andere Fortbildung machen" solle, um mit der Situation umgehen zu können. Diese Aussagen brächten "die schwere Krise der Lehrerausbildung in Österreich auf den Punkt."
Die Berichte aus der Pädagogischen Hochschule Baden bestätigten dieses Bild: Lehrpläne würden nicht erklärt, Methoden nicht geübt, Materialien nicht vermittelt. Die Praxis fehle. Fachwissen bleibe oberflächlich und zentrale Kompetenzen wie Klassenführung, Sprache oder geeignete Beurteilungsschemata würden kaum gelehrt. Die Folgen seien fatal: Überforderte Lehrer. Überforderte Studierende. Überforderte Schulen.
In der Aussendung schaltet sich der FPÖ NÖ Bildungssprecher Helmut Fiedler ein. Er sagt: "Österreich braucht dringend eine Lehrerbildung, die wieder stärkt, statt verunsichert.
Eine Ausbildung, die Unterricht lehrt und nicht Ausreden für kulturelle Ignoranz gegenüber Österreich. Eine Hochschule, die Realität vorbereitet und nicht Ideologie lehrt. Es ist höchste Zeit, die Richtung in unserem Bildungssystem zu ändern!"
"Heute" hat bei der Pädagogischen Hochschule Baden nachgefragt. Die Vizerektorin der Einrichtung, Edda Polz, ging detailliert auf die erhobenen Vorwürfe ein. Sie sagt, dass der zitierte Podcast ist seitens des Rektorats zurzeit nicht bekannt ist: "Wir nehmen solche Rückmeldungen jedoch sehr ernst und versuchen sie zu klären – bei etwa 2500 Lehrveranstaltungen in der Fortbildung, etwa 500 in der Weiterbildung und etwa 500 in der Erstausbildung."
In ihrer Hochschule werde ein "tieferes Verständnis für die Mitverantwortung aller zum Gelingen einer gesellschaftlichen Teilhabe entwickelt. Lehrkräfte erhalten Empfehlungen zur konkreten Handlungsfähigkeit in Unterricht und Schulleben, und sie entwickeln ein Repertoire zum Umgang mit der Vielfalt innerhalb der Schulgemeinschaft. Um 'österreichische', humanistische Werte in der Schulgemeinschaft zu verankern, werden Maßnahmen angeregt, welche eine Kultur der Wertschätzung etablieren können", ergänzt Polz.
Dazu gehörten: "gezielte offene Diskussionen und Debatten zu aktuellen Themen, um das Verständnis und die Wertschätzung unterschiedlicher Meinungen zu verankern und zu fördern; Nutzung schulischer Gremien (Klassenrat; Schüler*innenvertretung; KEL-Gespräche; Peer-Mediation); Vorbildakzentuierung der Lehrkräfte; Einbeziehung unterschiedlicher kultureller Hintergründe, um Vielfalt als Chance und Kennzeichnung verantwortungsbewusster Freiheit erkenn- und erlebbar zu machen."
Außerdem gäbe es Feste und Feierlichkeiten, um österreichischen Kultur in der Schulgemeinschaft lebendig zu machen und zu erhalten: "Hierfür wurde ein eigenes Modellprojekt zum Thema 'Bildung & Demokratie' gebildet, das allen NÖ Schulen angeboten wird. Selbstverständlich ist auch für uns die Unterrichtssprache Deutsch im gesamten Schulleben unverzichtbar."
Und: "Die Vermittlung der deutschen Sprache, solide Fachdidaktik, Klassenführung, diagnostische Kompetenz und klare Methoden gehören zu den zentralen Bestandteilen des Studiums in Baden." Entgegen der Behauptung würden diese Inhalte werden nicht durch andere ersetzt, sondern – im Gegenteil – durch professionelle Kompetenzen ergänzt, die im heutigen Schulalltag notwendig sind.
Dem FPÖ-Bildungssprecher hält Polz entgegen: "Wir lehren gewiss nicht und nirgendwo, Respektlosigkeit zu tolerieren, sondern professionell und sicher zu reagieren, wenn es sich um pädagogische, sprachliche oder kulturell geprägte Herausforderungen handelt." Entgegen seinem Verständnis werde "dialogische Toleranz in der Schulgemeinschaft" gefördert, eine "Kultur des offenen Dialogs, in der die Würde jedes Menschen berücksichtigt wird – in der aktuellen schulischen Situation mit ausdrücklicher Betonung auf den Umgang mit Mädchen und Frauen."
Vizerektorin Polz macht Fiedler ein abschließend ein Angebot: "Rückmeldungen zu Praxisnähe, Methodenvermittlung und strukturiertem Vorgehen nehmen wir sehr ernst und bieten dazu an, mit uns ins Gespräch zu kommen, um a priori weiteren Missverständnissen und falschen Interpretationen zuvorzukommen."