Jetzt Ausländer-Verbot

"Freibäder sind Jagdgebiete für junge Männer geworden"

Ein Schweizer Freibad hat – wie bereits 2020 – alle Ausländer verbannt. Die politischen Reaktionen sind gespalten, Frankreich ist empört.
Newsdesk Heute
06.07.2025, 18:37
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Seit dem 2. Juli ist das Freibad in Porrentruy nur noch für Menschen mit Wohnsitz in der Gemeinde zugänglich. Der Schritt richtet sich vor allem gegen Badegäste aus dem nahegelegenen Frankreich. In den vergangenen Jahren sei es laut den Behörden immer wieder zu "unangemessenem Verhalten" gekommen – nun zieht man die Notbremse.

Gemeinde verweist auf Sicherheitslage

Gegenüber "Watson" erklärte der Bürgermeister von Porrentruy, Pascal Corminboeuf, man habe sich zur Einschränkung entschieden, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Besucher zu garantieren. "In den letzten Jahren kam es wiederholt zu Zwischenfällen mit französischen Jugendlichen", sagte Corminboeuf. An Spitzentagen seien bis zu 1.200 Personen im Bad gewesen, viele davon aus dem grenznahen Département Doubs.

Er ergänzt: "Die Menschen aus dem Doubs sind nicht per se unerwünscht. Aber es gibt Gruppen, die wiederholt auffällig geworden sind. Wir wollen Ruhe und Ordnung bewahren."

Auch Bademeister David Lombard unterstützt den Entscheid: "Wir hatten in der Vergangenheit Gruppen, die respektlos waren, laut Musik hörten, randalierten oder sogar ins Wasser urinierten." Er berichtet von "Stresssituationen für das Personal" und einem "Gefühl der Unsicherheit" bei anderen Gästen.

SVP: "Ein richtiger Entscheid"

Unterstützung erhält die Gemeinde von der SVP Porrentruy. In einer Stellungnahme erklärt die Partei: "Das ist ein richtiger und mutiger Entscheid." Man habe sich zu lange davor gescheut, klare Regeln aufzustellen. "Jetzt werden die Einwohner geschützt, wie es sein sollte", heißt es weiter.

"Absolut richtig" findet die Maßnahme SVP-Nationalrat Benjamin Fischer. "Das Problem existiert nicht nur im Jura, sondern auch an ganz vielen anderen Orten in der Schweiz. Die Freibäder sind zu freien Jagdgebieten für junge Männer geworden, die eine andere kulturelle Prägung haben und sich nicht gewohnt sind, dass junge Frauen sich ganz normal im Bikini in der Badi aufhalten."

SP: "Diskriminierung nach Herkunft"

Deutlich kritischer zeigt sich die SP Porrentruy. In einer offiziellen Reaktion heißt es: "Wir lehnen diese Maßnahme ab. Sie stellt eine pauschale Diskriminierung nach Herkunft dar und ist nicht zielführend." Parteimitglied Michel Girod sagte gegenüber Watson: "Nicht alle jungen Leute aus Frankreich benehmen sich daneben. Man darf nicht alle über einen Kamm scheren."

Statt eines Verbots fordert die SP mehr präventive Maßnahmen und Sicherheitspräsenz vor Ort. "Ein Verbot schürt nur Ressentiments – es ist keine langfristige Lösung."

Frankreich reagiert empört

Die Reaktionen auf französischer Seite fallen heftig aus. Ein betroffener Badegast aus dem Doubs sagte: "Ich komme seit Jahren hierher, immer mit meiner Familie. Und jetzt bin ich plötzlich unerwünscht? Das verletzt mich."

Auch in französischen Medien wird der Entscheid diskutiert. Kommentatoren sprechen von einer "willkürlichen Ausgrenzung" und fragen: "Was kommt als Nächstes? Ein Zaun um die Schweiz?" Ein französischer Jugendlicher bringt es auf den Punkt: "Nur weil einige sich schlecht benommen haben, werden jetzt alle bestraft. Das ist nicht gerecht."

Die Gemeinde will das Zutrittsverbot zunächst bis zum Ende der Badesaison beibehalten, behält sich jedoch vor, es zu überdenken. "Wenn wir merken, dass sich die Situation beruhigt, könnten wir eine Lockerung in Betracht ziehen", so Bürgermeister Corminboeuf.

{title && {title} } red, {title && {title} } 06.07.2025, 18:37
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