Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sieht die Stadt am Limit. "Das ist mir ganz wichtig zu betonen: Jeder Mensch hat die beste Gesundheitsversorgung verdient, unabhängig von der Postleitzahl am Meldezettel", so Ludwig im Interview mit "Heute". Doch der Finanzausgleich "schafft künstliche Grenzen unter den Bundesländern", kritisiert er.
Alleine Wien bleibe auf 610 Millionen Euro im Jahr sitzen – Kosten für Gastpatienten aus Niederösterreich und Burgenland. Ludwig will deshalb eine "Gesundheitsregion Ost", nach dem Vorbild des Verkehrsverbunds. "Unsere Hand war immer ausgestreckt und ich strecke sie erneut aus. Setzen wir uns alle an einen Tisch und sorgen dafür, dass die Ost-Region eine gemeinsame Gesundheitsversorgung plant", so der SPÖ-Bürgermeister.
Zustimmung zum Modell kommt von den Wiener Grünen – allerdings mit scharfen Spitzen gegen die SPÖ. "Während der SPÖ-Dauerstreit in die nächste Runde geht, verschärft sich die Versorgungslage der Patient:innen in Wien. Dass Patient:innen aus den Bundesländern abgewiesen werden, zeigt in aller Deutlichkeit, wie dringend wir endlich Strukturreformen benötigen", erklärte Parteichefin Judith Pühringer.
"Ein Gesundheitsverbund für die Ostregion, nach dem Vorbild des Verkehrsverbunds, würde die Finanzierung bündeln und die Versorgung ins Zentrum stellen. Genau das haben wir zu Beginn des Jahres vorgeschlagen und auch im Wahlkampf vehement eingefordert", ergänzte Barbara Huemer, Gesundheitssprecherin.
Das Wiener Gesundheitssystem sei "in Schieflage", Wartezeiten, fehlende Kassenärzte und Mängel bei Frauengesundheit würden die Menschen verunsichern. "Die Gewissheit, dass einem im Krankheitsfall gut geholfen wird, ist uns in Wien abhandengekommen", so Pühringer und Huemer.
Ganz anders klingt es bei der Wiener ÖVP: "In erster Linie braucht es eine Reform, die das Gesundheitssystem vereinfacht und effizienter macht. Immer wieder wird versucht, anderen die Schuld zuzuschieben. SPÖ-Bürgermeister Ludwig muss aber zuerst vor der eigenen Haustüre kehren und die Wiener Stadtspitäler professionell führen – eine Reform, die seit Jahren auf die lange Bank geschoben wurde", kritisierte Markus Figl, gf. Parteiobmann.
Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec legt nach: "Obwohl die Anzahl der Gastpatienten seit Jahren stabil ist, explodieren dennoch die OP-Wartezeiten in den Spitälern der Stadt Wien. Das ist ein klares Zeichen für einen Reformbedarf im WIGEV. Außerdem muss Ludwig die Frage klären, wieso er dem Finanzausgleich zugestimmt hat, obwohl dieser laut ihm so nachteilig für Wien ist."