Faktencheck

"Gene-Hackman-Ankündigung" zur Epstein-Kundenliste fake

Der verstorbene Gene Hackman soll vor dem Tod angekündigt haben, die "Epstein-Kundenliste" zu bestätigen. Doch der angebliche Beweis ist manipuliert.
05.03.2025, 22:31

Nach dem Tod von Gene Hackman und seiner Frau Betsy Arakawa kursiert ein Screenshot, der einen angeblichen X-Post des Schauspielers zeigt. "Ich bin bereit, alles zu bestätigen, was in der Epstein-Kundenliste steht, und Bill Clinton und andere ins Gefängnis zu bringen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue", heißt es darin. Abgesendet haben soll den Post ein User namens @realGeneHackman.

Die Bewertung

Der Post ist nicht echt. Den Account @realGeneHackman hat es auf X nie gegeben. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass die Hollywood-Legende überhaupt einen Social-Media-Account hatte. Dem angeblichen Screenshot zufolge soll der X-Post am 24. Februar 2025 abgesetzt worden sein. Zu diesem Zeitpunkt war Hackman nach bisherigem Kenntnisstand aber bereits tot. Zudem gibt es keine Hinweise darauf, dass der Schauspieler mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (siehe Box) in Verbindung stand oder mehr darüber wusste.

Der Fall erinnert an die Fake-Screenshots, die nach dem Tod O.J. Simpsons kursierten.

Wer war Jeffrey Epstein?

Jeffrey Epstein war ein US-Finanzier und verurteilter Sexualstraftäter. Er bewegte sich in einflussreichen Kreisen und wurde 2019 wegen Menschenhandels mit Minderjährigen verhaftet. Kurz darauf wurde er tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden – offiziell Suizid, doch es gibt zahlreiche Verschwörungstheorien.

Epsteins langjährige Lebensgefährtin und Komplizin Ghislaine Maxwell ist seit Juli 2020 inhaftiert. Im Juni 2022 wurde sie zu 20 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Kein Account mit der Handle @realGeneHackman

Sucht man das Profil, das den Post abgesetzt haben soll, läuft man ins Leere: Ein X-Konto mit der Handle @realGeneHackman gibt es nicht.

Kein Profil unter dieser Handle.
Screenshot X

Auch der Blick in die verschiedenen Online-Archive weist kein Profil mit diesem Namen in der Vergangenheit auf: Weder die Suche auf Archive.is, in der Wayback Machine oder im Ghost Archive führen zu Ergebnissen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass es einen Account mit diesem Namen gegeben hat. Auch nicht auf Instagram, TikTok oder Facebook.

"Wir haben keine passenden Ergebnisse gefunden" – das meldet Facebook, wenn man nach @realGeneHackman sucht.
Screenshot Facebook

Profilfoto stammt aus Film

Auch das im angeblichen Screenshot angezeigte Profilfoto weist nicht darauf hin, dass der Account von der Hollywood-Legende betrieben wurde: Es handelt sich um ein Szenenbild aus dem Film "Uncommon Valor" ("Die verwegenen Sieben", 1983), das sich ohne viel Aufwand im Internet finden lässt (zum Beispiel hier). Auch die Szene, aus der das sogenannte Still stammt, lässt sich online finden:

Timing wirft Fragen auf

Gemäß dem angeblichen Screenshot soll der Post am 24. Februar 2025 abgesetzt worden sein – drei Tage bevor er und seine Ehefrau und einer der gemeinsamen Hunde tot in ihrem Haus in New Mexico aufgefunden wurden. Doch Hackmans Herzschrittmacher hörte bereits am 17. Februar 2025 auf zu arbeiten. "Laut dem Pathologen ist dies eine sehr gute Annahme, dass dies sein letzter Lebenstag war", erklärte Adan Mendoza, Sheriff von Santa Fe County, an einer Pressekonferenz am 28. Februar:

Entsprechend kann Gene Hackman den Post nicht abgesetzt haben.

Kein Hinweis auf Hackman in Epstein-Listen

Das Auftauchen des Fake-Screenshots fällt zeitlich mit der "ersten Phase freigegebener Epstein-Akten" zusammen. Diese veröffentlichte die US-Generalstaatsanwältin Pamela Bondi am 27. Februar 2025. "Die erste Phase der heute veröffentlichten Akten wirft ein Licht auf Epsteins ausgedehntes Netzwerk und beginnt, die Öffentlichkeit mit der längst überfälligen Rechenschaftspflicht zu konfrontieren", wird Bondi in einer Mitteilung zitiert. Das Communiqué enthält neun Links mit Namen. Darunter mehrere Flugprotokolle, eine Kontaktliste und eine vom US-Justizministerium als "Masseurinnen-Liste" bezeichnete Liste mit den Namen von 254 Opfern, die zum Schutz der betreffenden Personen ausnahmslos geschwärzt sind. Eine "Kundenliste", wie es in dem Fake-Screenshot heißt, befindet sich nicht darunter.

Diese Links veröffentlichte US-Generalstaatsanwältin Pamela Bondi "in Zusammenarbeit mit dem FBI". Es handele sich dabei "größtenteils um Dokumente, die zuvor durchgesickert waren, aber nie offiziell von der US-Regierung veröffentlicht wurden", so das US-Justizministerium.
Screenshot justice.gov

In keiner der Listen ist Gene Hackman genannt. Auch der Name seiner Frau taucht darin nicht auf. Auch unter den im vergangenen Jahr veröffentlichten Namen waren die beiden nicht zu finden. Fotos, die Epstein mit dem Schauspieler oder Arakawa zeigen, gibt es nicht. Entsprechend gibt es derzeit nichts, was auf eine Verbindung des Sexualstraftäters und des Ehepaars hindeuten würde.

Im Jänner 2024 wurden Gerichtsdokumente veröffentlicht, die Namen von Personen enthielten, die im Zusammenhang mit der Causa Epstein auftauchen. Bis dahin waren einige Namen geschwärzt. Die entsiegelten Papiere (PDF) umfassten fast 950 Seiten und führten Personen auf, darunter Prinz Andrew und Bill Clinton.

Epstein wird immer wieder mit Prominenten in Verbindung gebracht. Doch nicht immer stimmen die Behauptungen – wie im Fall von Kamala Harris.

Todesumstände sind mysteriös, doch Hinweise für eine Verbindung zum Epstein-Fall gibt es nicht

Die Posts, in denen der Fake-Screenshot auftaucht, enthalten oft auch Spekulationen zu den Todesumständen von Hackman und Arakawa: "Gene Hackman ist nicht einfach gestorben…", heißt es in einem mittlerweile gelöschten Tweet:

Dieser Post ist nicht mehr auf X zu finden. Er wurde mittlerweile gelöscht.
Screenshot X

"Wurden Gene Hackman, seine Frau und sein Hund wegen der Beweise getötet, die er über die Vielflieger nach Epstein Island hatte?", fragt ein anderer User. Noch konkreter wird es hier: "Wie haben sie sie vergiftet?" Doch eine Grundlage dafür gibt es nicht. Dennoch ist klar: Bis zum Abschluss der noch laufenden Ermittlung inklusive Obduktion und toxikologischer Untersuchung bleiben die Umstände ungeklärt.

Fazit

Der angebliche X-Post von Gene Hackman, in dem er ankündigt haben soll, die Epstein-Kundenliste offenzulegen, ist eine Fälschung. Der Screenshot wurde manipuliert, und es gibt keinen Hinweis darauf, dass Hackman jemals ein Social-Media-Konto hatte. Zudem starb er nach aktuellen Erkenntnissen bereits vor dem angeblichen Post-Datum. Auch gibt es keine Beweise auf eine Verbindung Hackmans zu Jeffrey Epstein. Die Todesumstände des Schauspielers und seiner Frau sind zwar mysteriös, stehen aber nach früheren Ermittlungen nicht mit dem Epstein-Fall in Zusammenhang.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 05.03.2025, 22:31
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