Smart Home

Google startet mit Gemini für Zuhause in eine neue Ära

Google startet Gemini for Home: Die KI ersetzt den Assistant, neue Nest-Geräte kommen, und ein Premium-Abo bringt exklusive Funktionen ab zehn Euro.
Rene Findenig
01.10.2025, 15:00
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Google vollzieht einen großen Schritt im Bereich Smart Home: Mit Gemini for Home will das Unternehmen seine bisherige Sprachsteuerung Google Assistant ablösen und durch ein intelligenteres System ersetzen. Während der Assistant vor allem auf einfache Befehle reagierte, soll Gemini komplexere Konversationen ermöglichen, Zusammenhänge erkennen und übergreifende Steuerungen übernehmen. Mit dieser Neuerung bringt Google eine Software-Weiterentwicklung, stellt aber auch neue Geräte, überarbeitete Apps und ein Abo-Modell vor.

Von Befehlen zu Gesprächen

Ein zentrales Merkmal von Gemini ist die Art der Kommunikation. Statt klarer Befehle sollen künftig ganz normale Gesprächsformen genügen. Wer beispielsweise Probleme mit der Spülmaschine hat, muss nicht jedes Mal den Befehl komplett neu formulieren, sondern kann mit einfachen Nachfragen wie "Und was jetzt?" oder "Wie behebe ich das?" direkt weitermachen. Die KI erkennt den Kontext und liefert fortführende Antworten. Darüber hinaus stehen zehn neue Stimmen zur Verfügung, die natürlicher klingen.

Mit Gemini for Home sollen mehr Anwendungsfälle als bisher abgedeckt werden. Dazu gehört etwa die Medienwiedergabe: Nutzerinnen und Nutzer können Musik, Podcasts oder Videos starten, ohne die exakten Titel zu kennen. Vage Beschreibungen wie "Spiele das Lied aus dem neuen Filmtrailer" sollen genügen. Auch die Organisation soll profitieren: Einkaufslisten, Kalenderfunktionen und Erinnerungen lassen sich per Sprache verwalten. Zutaten können automatisch in Listen übernommen werden.

"Hey"-Aktivierungswort fällt weg

Bei der Gerätesteuerung wird es einfacher. Komplexe Kommandos wie "Schalte alle Lampen außer im Büro aus" werden direkt verstanden, ohne dass komplexe Routinen angelegt werden müssen. Eine der auffälligsten Neuerungen heißt Gemini Live. Statt die KI jedes Mal mit "Hey Google" aktivieren zu müssen, reicht ein kurzes "Lass uns reden". Dadurch sollen echte Gespräche entstehen, bei denen Nutzer unterbrechen, nachfragen oder das Thema wechseln können, ohne dass das System aus dem Konzept gerät.

Das eröffnet auch neue Nutzungsmöglichkeiten: Gemini Live kann als Gesprächspartner für Ideenfindung, Planung oder spontane Fragen dienen. Ob bei der Partyorganisation, beim Kochen oder bei Lerninhalten – die KI soll flexibel reagieren und sich dem Gesprächsfluss anpassen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Weiterentwicklung der Kameras im Google-Ökosystem. Während bisher lediglich Bewegungen erkannt wurden, liefert Gemini künftig detailliertere Informationen.

Kameras erkennen nun, was sie sehen

Statt einer simplen Meldung wie "Bewegung erkannt" heißt es dann beispielsweise "Ein Paketbote hat ein Paket vor der Tür abgestellt". Zudem wird mit Home Brief eine neue Funktion eingeführt, die die Ereignisse des Tages zusammenfasst. Nutzer erhalten dadurch eine kompakte Übersicht, ohne sich durch mehrere Benachrichtigungen klicken zu müssen. Ergänzend dazu ermöglicht Ask Home gezielte Rückfragen wie "Wann sind die Kinder nach Hause gekommen?" oder "War das Fenster im Wohnzimmer offen?".

Automatisierte Abläufe waren bisher zwar möglich, aber oft kompliziert einzurichten. Gemini vereinfacht diesen Prozess. Statt Regeln und Bedingungen selbst zu programmieren, können Nutzer in Alltagssprache Routinen festlegen: "Schalte jeden Abend bei Sonnenuntergang die Gartenbeleuchtung ein und verriegle die Haustür". Die KI übersetzt diese Anweisung automatisch in eine technische Routine. Damit öffnet sich Automatisierung auch für Personen, die bislang keine Lust hatten, sich mit komplexen App-Menüs zu beschäftigen.

Google Home Premium: Funktionen gegen Gebühr

Einige der neuen Dienste sind allerdings nicht kostenlos. Mit Google Home Premium führt das Unternehmen ein neues Abomodell ein. Es startet bei 10 Euro im Monat beziehungsweise 100 Euro pro Jahr. Eine erweiterte Variante mit zusätzlichen Funktionen wie detaillierteren Kamera-Auswertungen kostet 18 Euro monatlich oder 180 Euro im Jahr. Kostenlos bleiben die Basisfunktionen wie Lichtsteuerung oder Standardbefehle.

Wer jedoch die neuen Gemini-Live-Funktionen, Home Brief oder die intelligenten Kamera-Meldungen nutzen möchte, muss das Abo abschließen. Google folgt damit einem Trend, den auch andere Hersteller wie Amazon oder Apple zunehmend forcieren.

Neue Hardware für das Smart Home

Parallel zur Software stellt Google neue Hardware vor: Nest Cam Indoor (99,99 Euro), Nest Cam Outdoor (149,99 Euro) und Nest Doorbell (179,99 Euro). Alle Modelle bieten 2K-HDR-Videoauflösung, verbesserte Nachtsicht und ein erweitertes Sichtfeld. Die Gehäuse bestehen aus recycelten Materialien, die Verpackung ist plastikfrei. Damit will Google auch ökologische Akzente setzen. Ab Frühjahr 2026 folgt der neue Google Home Speaker für 99 Euro. Er ist auf Gemini ausgelegt, bietet 360-Grad-Sound und kann mit Fernsehern gekoppelt werden.

Google öffnet sein System zudem für externe Partner. Erste Geräte bringt Walmart unter der Marke onn auf den Markt – darunter eine Indoor-Kamera für rund 23 Dollar und eine Video-Türklingel für rund 50 Dollar. Sie sind voll in die Google-Home-App integrierbar und sollen den Einstieg ins Smart Home besonders günstig machen. Die neue Google-Home-App bildet das Herzstück der Steuerung. Sie wurde vollständig überarbeitet und soll stabiler, schneller und übersichtlicher sein.

So funktioniert die neue Google-Home-App

Mit den Tabs "Home", "Aktivität" und "Automatisierungen" ist die Navigation klar strukturiert. Über Ask Home lassen sich zudem nicht nur Geräte, sondern auch gespeicherte Clips oder Routinen direkt per Sprache oder Texteingabe finden. Damit reduziert Google die bisherige Fragmentierung, bei der Funktionen teilweise in separaten Apps versteckt waren. Alles soll nun zentral an einem Ort verfügbar sein. Die neuen Funktionen starten ab Oktober in einer frühen Testphase für bestehende Google-Nest-Geräte.

Parallel zur Software stellt Google neue Hardware vor: Nest Cam Indoor (99,99 Euro, Bild), Nest Cam Outdoor (149,99 Euro) und Nest Doorbell (179,99 Euro).
Google

Die neuen Kameras und die Nest Doorbell werden schrittweise ausgerollt. Der neue Google-Home-Lautsprecher folgt im kommenden Frühjahr. Das Abo Google Home Premium wird zeitgleich mit dem offiziellen Start von Gemini for Home verfügbar sein. Ob und wann regionale Unterschiede bei Verfügbarkeit oder Preisgestaltung auftreten, ist noch offen. Mit Gemini for Home verabschiedet sich Google vom bisherigen Verständnis einer Sprachsteuerung. Kritisch bleibt die Frage, ob sich das kostenpflichtige Abo-Modell dauerhaft durchsetzen kann.

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