Das neue Impfprogramm gegen Herpes Zoster (Gürtelrose) ist in Österreich angelaufen – der Andrang ist groß: Die ersten 100.000 Dosen wurden bereits innerhalb weniger Tage abgerufen, teilte Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) am Mittwoch mit. Noch im November soll weiterer Impfstoff nachgeliefert werden.
"Wir haben ab sofort mit der bereits vorhandenen Influenza-Impfung auch die kostenlose Impfung gegen die Gürtelrose und gegen Pneumokokken – unabhängig davon, wie viel Geld die Menschen im Börsel haben", erklärte Schumann. Das sei "ein Meilenstein".
Ein Drittel der Menschen erkranke im Laufe des Lebens an Gürtelrose, so die Ministerin. Ziel sei daher, "für den entsprechenden Impfschutz zu sorgen". Die Finanzierung sei "bis Ende 2028 gesichert", insgesamt stehen 450 Millionen Euro für kostenlose Impfungen zur Verfügung.
Die Gürtelrose-Impfung besteht aus zwei Dosen im Abstand von zwei bis sechs Monaten. Kostenlos ist sie für alle Erwachsenen über 60 Jahre sowie für Risikopersonen ab 18 Jahren – etwa Immungeschwächte, Menschen mit Autoimmunerkrankungen oder Krebspatienten unter Chemotherapie, berichtet "Kleine Zeitung" Herpes Zoster entsteht, wenn die Erreger der Windpocken durch ein geschwächtes Immunsystem wieder aktiviert werden.
Für Robert Mülleger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV), ist die Initiative "ein wesentlicher Fortschritt": "Die Gürtelrose ist eine Krankheit des Nervensystems und der Haut. Wir haben in Österreich mehr als 30.000 Fälle pro Jahr." Weltweit nehme die Häufigkeit jährlich um fünf Prozent zu. Zwei Drittel der Betroffenen über 50 entwickelten Komplikationen, etwa langanhaltende Nervenschmerzen.
"Die wesentlichste Komplikation ist die Post-Zoster-Neuralgie", so Mülleger. "Sie betrifft 30 Prozent der über 50-Jährigen, 50 Prozent der über 60-Jährigen und 70 Prozent der über 70-Jährigen mit Herpes Zoster." Rund 20 Prozent der Erkrankten litten länger als ein Jahr, 45 Prozent täglich unter Schmerzen. "Bei bis zu 40 Prozent der Patienten sind die Schmerzen nicht ausreichend gut behandelbar." Umso wichtiger sei die Impfung – der Schutz halte "nach elf Jahren noch mehr als 80 Prozent".
Laut Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Abteilung Impfwesen im Gesundheitsministerium, sei die Nachfrage überraschend hoch gewesen: "Zu unserer Überraschung bezüglich der Akzeptanz war der Impfstoff in nur zwei Tagen ausreserviert." Derzeit werde über Nachlieferungen mit dem Hersteller verhandelt.
Schumann zeigte sich dennoch zufrieden: "Ich würde da nicht von Fehlplanung, sondern von Erfolg sprechen." Anders als bei saisonalen Krankheiten wie Influenza oder Covid-19 spiele es bei Gürtelrose keine Rolle, ob man sich etwas früher oder später impfen lasse.
Auch Seniorenvertreter reagierten erfreut. Ingrid Korosec, Präsidentin des Seniorenbundes, sagte: "Wir sind sehr froh, dass es diese Impfung endlich gibt. Das hilft den Senioren, aber auch der Gesellschaft. Ein gesünderes Altern muss unsere zentrale Aufgabe sein."
Birgit Gerstorfer, Präsidentin des Pensionistenverbandes, betonte: "Die Forderung nach kostenlosen Impfungen ist alt. Sie war immer auf der Tagesordnung." Nun seien Herpes-Zoster- und Pneumokokken-Impfungen "endlich kostenlos erhältlich".
Zwar sind die Impfstoffe teuer, doch Experten schätzen die jährlichen direkten und indirekten Kosten durch Gürtelrose in Österreich auf rund 150 Millionen Euro. Das neue Impfprogramm soll nicht nur Erkrankungen verhindern, sondern langfristig auch das Gesundheitssystem entlasten.