Gebärmutterhalskrebs

Grazer Forscher entdecken neue Krebsvorstufen

Grazer Wissenschaftlern machen zwei bahnbrechende Erkenntnisse, was die Entdeckung und Behandlung von Gebärmutterhalskrebs betrifft.
Heute Life
26.06.2025, 22:16
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Gebärmutterhalskrebs zählt weltweit nach wie vor zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. In Österreich sind es etwa 400 Neuerkrankungen pro Jahr. Bestimmte Humane Papillomaviren (HPV) zählen als Verursacher Nummer 1. Von ihnen gibt es unterschiedliche Stämme. Als besonders krebserregend gelten die Typen 16 und 18. Sie erhöhen das Risiko für eine Erkrankung im Vergleich zur Normalbevölkerung um das ca. 400-Fache und sind für 70 % aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. HPV wird hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen.
Wissenschaftler der Medizinischen Universität Graz haben jetzt aber einen HPV-unabhängigen Weg zur Krebsentstehung gefunden.

HPV ist die Abkürzung für Humane Papilloma-Viren. Es handelt sich um eine größere Gruppe von Viren, die zu Entzündungen und Haut-Veränderungen im Genital-Bereich führen können, zum Beispiel zu Feigwarzen. Die Viren können auch bösartige Erkrankungen auslösen, vor allem Gebärmutterhals-Krebs, andere Krebsarten im Genital-Bereich und im Mund- und Rachen-Raum. Als Todes-Ursache bei krebskranken Frauen steht er an dritter Stelle.

Humane Papilloma-Viren werden durch direkten Kontakt der Schleimhäute übertragen, zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr oder während der Geburt. Das Risiko ist für Frauen und Männer gleich hoch, daher ist die Impfung sowohl für Mädchen als auch für Buben sinnvoll. Die Impfung schützt optimal, wenn sie vor den ersten sexuellen Kontakten verabreicht wird. Alle Informationen zur HPV-Impfung HIER.

HPV-unabhängige Krebsvorstadien

In einer im American Journal of Surgical Pathology veröffentlichten Studie beschreiben die Forscher erstmals HPV-negative Schleimhautveränderungen am Gebärmutterhals, die sich unabhängig von HPV zu Krebs entwickeln können. Diese seltenen sogenannten "differenzierten zervikalen intraepithelialen Neoplasien" (d-CIN) ähneln in ihrem Erscheinungsbild Krebsvorstufen an der Vulva.
Am Gebärmutterhals können diese hochdifferenzierten Veränderungen leicht übersehen werden, da sie zunächst wie harmlose Veränderungen aussehen und sich auch in Zellabstrichen nur schwer von gutartigen Veränderungen unterscheiden lassen.

Diese HPV-unabhängige Krebsvorstadien "weisen im Gegensatz zu HPV-assoziierten Veränderungen typische Defekte in Genen wie z. B. TP53, PIK3CA oder SMARCB1 auf, die in krankhafter Form das Tumorwachstum fördern und den Effekt von Chemotherapien vermindern", erklärt Karl Kashofer, der Leiter des Labors für diagnostische Genomanalyse des Diagnostik- & Forschungsinstituts für Pathologie an der Med Uni Graz.

HPV-unabhängige Karzinome sind aufgrund ihrer spezifischen Gendefekte Kandidaten für die neuen molekularbiologischen Therapien, auch als zielgerichtete Therapien (‚targeted therapies‘) bezeichnet.

Neue Krebsvorstufe HSIL

In einer zweiten Studie fanden die Grazer heraus, dass HPV-assoziierte Krebsvorstufen sich am Gebärmutterhals häufig über sogenannte "dünne high-grade squamöse intraepitheliale Läsionen" (dünne HSIL) entwickeln. Bisher war jedoch noch unklar, ob diese HSIL auch als echte Krebsvorstufen gelten können. Das Grazer Forscherteam kann dies nun beweisen.

Dünne HSIL zeigen ähnliche Veränderungen im Erbgut und in der Genaktivität wie bösartige und fortgeschrittene Tumorerkrankungen. Damit ist belegt, dass es sich bei dünnen HSIL um frühe Formen des HPV-bedingten Gebärmutterhalskrebses handelt. Diese dünnen HSIL sind bisher erschwert zu erkennen, wirken unter dem Mikroskop und auch bei klinischen Untersuchungen mit dem Kolposkop zumeist wenig auffällig und erfordern zur Diagnostik oft den Einsatz von sogenannten Biomarkern.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 27.06.2025, 09:34, 26.06.2025, 22:16
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