Gefahr bleibt bestehen

"Größter Deponie-Skandal" – vorerst keine Räumung

Es geht um tausende Tonnen Müll, der bei St. Pölten illegal verscharrt wurde. Jetzt verlängert das Land NÖ die Räumungsfrist.
Aram Ghadimi
27.06.2025, 05:30
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Greenpeace geht von massiver Umweltgefährdung aus, Anrainer gründen eine Bürgerinitiative gegen die Skandal-Deponie "Am Ziegelofen" bei St. Pölten. Nach einer Razzia ordnet die zuständige Behörde schließlich die komplette Räumung an. Doch, auch nach zwei Bränden auf dem Areal, gibt es bisher keine Aufarbeitung.

Mit Konzept gegen Räumung

Durch die Ankündigung eines Konzeptes, das vorsieht, den Müll vor Ort aufzuarbeiten, konnte der Betreiber der Deponie, die Zöchling GmbH, die komplette Räumung bisher verhindern.

Immerhin geht es um mindestens 90.000 Kubikmeter – mit einer geschätzten Zeit für den Abtransport von zwei Jahren. Die Frist zur Einbringung des Konzeptes war von der Abteilung Umwelt- und Anlagenrecht des Landes bis Anfang Juli festgelegt worden.

Nun ist es der Zöchling GmbH gelungen, einen weiteren Aufschub zu bekommen. Während die Gefährdung der Umwelt anhält, ist derzeit noch völlig offen, wie es mit der Deponie weitergeht. Um die gesamte Tragweite dieses Umweltskandals zu verstehen, lohnt sich ein Rückblick:

Im Jänner 2025 schlagen die Umweltschützer von Greenpeace Alarm: Sie orten den "größten Deponie-Skandal in der jüngeren Geschichte Österreichs" auf einem Gelände der Zöchling GmbH westlich von St.Pölten.

Illegale Ablagerungen seit 2021

Nach Schätzungen der NGO umfasst die ganze Deponie zweiMillionen Tonnen Müll. Mittels Satellitenaufnahmen kann Greenpeace beweisen, dass auf dem Gelände riesige Mengen an Müll über Jahre hinweg illegal verscharrt wurden. Zumindest seit 2021 wurden tausende Tonnen unbehandelter Müll heimlich vergraben, darunter hochgefährliche Stoffe.

Strafanzeige und Räumungsgebot

Die Landesbehörden schritten mit einer unangekündigten Razzia ein, gefolgt von Probeschürfungen an 22 Stellen. Die Ergebnisse waren alarmierend. In Folge, wurde die Zöchling GmbH von der Behörde aufgefordert, die Deponie gänzlich zu räumen. Parallel dazu brachte Greenpeace eine Strafanzeige wegen mutmaßlicher vorsätzlicher Umweltgefährdung ein.

"Spontane Selbstentzündung"

Im Mai wurde die Situation noch brisanter: Auf dem bereits gesperrten Deponiegelände kam es zu einem Großbrand – rund 300Quadratmeter standen in Flammen, über 80 Einsatzkräfte mussten ausrücken. Als Ursache vermutete die Polizei "spontane Selbstentzündung".

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Wenig später, in der Nacht auf den 12. Juni, folgte ein zweiter Brand. Wieder loderten auf einem Teil des Areals Flammen, beißender Rauch zog über St. Pölten. Die Feuerwehr war erneut stundenlang im Einsatz.

Zöchling GmbH kämpft gegen Räumung

Gegen die angeordnete Räumung wehrt sich die Zöchling GmbH, seit die Aufforderung dazu kam. Die Maßnahme sei "unverhältnismäßig" – die vollständige Räumung würde erhebliche Belastungen für Anrainer verursachen, hieß es von Seiten des Unternehmens. Stattdessen wolle man ein Nachbehandlungskonzept vorlegen: Der Müll soll vor Ort behandelt, stabilisiert und anschließend wieder eingelagert werden, hieß es von der Zöchling GmbH. Die Behörde genehmigte eine Frist bis 3. Juli.

Weitere Verzögerung

Wie "Heute" kürzlich von Unternehmenssprecherin Doris Nentwich erfahren hat, ist es jetzt gelungen, die Frist weiter auszudehnen:

"Weil für das vom Unternehmen in Auftrag gegebene Expertengutachten ergänzende Analysen erforderlich sind, die ein Experte extern vergeben hat und diese Ergebnisse noch ausständig sind, hat man die Behörde gebeten, die Abgabefrist bis Ende Juli zu verlängern. Das entsprechende Ersuchen wurde an die zuständige Abteilung übermittelt; dem Antrag wurde dankenswerterweise stattgegeben."

Die Entscheidung, ob das Nachbehandlungskonzept genehmigt wird oder doch die vollständige Räumung angeordnet bleibt, dürfte somit frühestens im Spätsommer fallen.

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 27.06.2025, 08:32, 27.06.2025, 05:30
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