Auch im dichtbebauten Bezirk Mariahilf versteckt sich in manchen Wohnhausanlagen eine ruhige und idyllische Grünoase – so etwa im Gemeindebau in der Grabnergasse 11-13. Doch der Garten muss gepflegt werden. Weil der zuständige Hausbetreuer aufgrund seiner Arbeitszeiten nur zwei Mal die Woche kommen kann, drohen die Pflanzen zu vertrocknen – besonders in den warmen Sommermonaten.
Unzählige Mieterinnen und Mieter wollen nun helfen, die Grünoase zu erhalten. Bäume gießen, Blumen pflanzen, ein bisschen Unkraut jäten – doch Wiener Wohnen lehnt ab. Für die Bewohner ist das nicht nachvollziehbar.
Gabriela P. wohnt seit 19 Jahren im Mariahilfer Gemeindebau. "Bis zum vergangenen Jahr haben wir immer den Garten mitgegossen. Das dürfen wir jetzt nicht mehr. Wir haben einen fixen Hausbetreuer, der allerdings nur mittags gießen kann, weil seine Arbeitszeit das so erfordert. Wir haben angeboten, dass wir mithelfen, am Abend den Garten zu gießen, wenn es notwendig ist, damit alles schön und gepflegt bleibt. Unser Hausbetreuer wäre sogar damit einverstanden, weil es auch für ihn eine Entlastung wäre", erzählt die 62-Jährige.
"Das ist eine Frechheit, im Sommer verdorrt ja alles", ergänzt Alfred W., der bereits seit 40 Jahren hier wohnt. Die Mehrheit sei dafür, dass sich die Bewohner um den Garten kümmern. Auch eine Unterschriftenliste bestätigt das: Ungefähr 50 von rund 80 Mietern möchten im Gemeindebau mitgarteln.
Doch Wiener Wohnen erteilte dem Ansuchen der Mieter eine Absage. "Die Gartenpflege ist organisatorisch und rechtlich an die Hausverwaltung vergeben und muss daher weiterhin von dieser bzw. durch beauftragte Fachkräfte übernommen werden. Damit möchten wir eine einheitliche Pflege und die Einhaltung der bestehenden Vereinbarungen sicherstellen", lautet die Begründung.
Politische Unterstützung bekommen die Gemeindebaubewohner nun von der FPÖ. "Wir haben hier einen sehr beschaulichen grünen Hof, was wunderbar ist, denn in diesem Bezirk gibt es ohnehin nicht viel Grünraum. Die Bewohner wollen die Grünanlagenbetreuung ja nicht übernehmen, sondern nur mithelfen. Das würde im Prinzip dem Mietermitbestimmungsstatut zu 100 Prozent entsprechen. Für Wiener Wohnen entstehen keine Kosten und kein Nachteil", sagt dazu Michael Niegl, Wohn-Ombudsmann FPÖ Wien.
Gespräche mit der zuständigen Wohnstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) sollen folgen. "Ich hoffe, dass unser Aufzeigen dieser Thematik zu einem Einlenken der Stadtregierung und der zuständigen Wohnstadträtin führt und man hier den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit gibt, sich um den Hof zu kümmern", so Leo Lugner, Landtagsabgeordneter und Bezirksparteiobmann der FPÖ Mariahilf.
"Heute" hat bei Stadträtin Gaál bzw. Wiener Wohnen nachgefragt. Das Engagement der Bewohner in der Grabnergasse werde begrüßt, heißt es. Doch die regelmäßige Pflege wird von der Hausbetreuung übernommen – aus guten Gründen: "In der Vergangenheit kam es bei ähnlichen Fällen mit selbstständiger Mitpflege leider oft zu Beschwerden – etwa durch erhöhten Wasserverbrauch, Verunreinigung oder Unklarheiten bei der Nutzung der Flächen. Das hat Auswirkungen auf die Betriebskosten, die von allen Bewohner*innen gemeinsam getragen werden."
Wiener Wohnen verweist auf alternative Möglichkeiten: Das Nachbarschaftsservice wohnpartner bietet mit der Initiative "Gemeinsam garteln im Gemeindebau" eine Möglichkeit, eigene Gartenprojekte – etwa Hochbeete oder Gemeinschaftsgärten – umzusetzen. Interessierte Bewohner werden von wohnpartner von der ersten Idee über die Planung bis zur praktischen Umsetzung begleitet. Auch eine andere Lösung für den Fall im Mariahilfer Gemeindebau wäre noch denkbar: Mieter können im Rahmen eines kleinen Vereins einen klar abgegrenzten Teil der Grünfläche selbst betreuen. In diesem Fall wird diese Fläche aus dem Betreuungsplan der Hausbetreuung herausgenommen.