Während die neueste israelische Offensive im Gazastreifen andauert, versucht die Hamas-Terrororganisation offenbar, direkt mit US-Präsident Donald Trump über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Der Brief soll demnach in den nächsten Tagen an Trump übergeben werden.
Laut "Fox News" habe die Hamas-Führung Trump einen Brief geschrieben, in dem sie ihn um Garantien für einen 60-tägigen Waffenstillstand im Gazastreifen bittet. Im Gegenzug bietet sie die Freilassung der Hälfte der im Gebiet verbleibenden Geiseln an.
Noch immer werden 48 Personen als Geiseln gehalten, von denen laut israelischen Schätzungen noch etwa 20 am Leben sein sollen. Ob der Hamas-Plan vorsieht, nur lebende Geiseln freizulassen, oder ob dabei auch die sterblichen Überreste von am 7. Oktober 2023 entführten Israelis übergeben würden, ist unklar.
Mit dem direkten Appell an die USA, den mit Abstand wichtigsten Verbündeten Israels, will die Hamas-Führung die Regierung in Tel Aviv von den Verhandlungen ausschließen. In der Vergangenheit hat Trump Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu etwa beschuldigt, Entscheidungen im Konflikt herauszuzögern, und angekündigt, seine Nahostpolitik notfalls auch ohne Israel voranzutreiben.
Netanyahu hatte zum Start der neuen Offensive zwar angekündigt, dass man sich auch um "Verhandlungen zur Freilassung aller Geiseln" bemühe. Immer mehr Israelis scheinen aber nicht mehr zu glauben, dass der israelische Premierminister wirklich um eine Befreiung bemüht ist. So gab es in den letzten Wochen massive Proteste, in denen Angehörige der Entführten ein Ende des Krieges und einen Deal zur Freilassung der Geiseln forderten.
Auch aus Sicht von Experten hat der Krieg bei Netanyahu oberste Priorität: "Netanyahu hat klargemacht, dass nicht die Geiseln Priorität haben, sondern die Zerschlagung der Hamas", sagte etwa Bente Scheller, Politikwissenschaftlerin und Nahost-Expertin, im Gespräch mit "Heute"-Partnermedium "20 Minuten".
Schon vor dem Krieg sah sich Netanyahu mit massiven Protesten in Israel konfrontiert – aber aus einem anderen Grund: Damals gingen Zehntausende auf die Straße, um gegen eine vom Premierminister geplante Justizreform zu protestieren. Diese hätte es der Regierung ermöglicht, Urteile des Obersten Gerichts leichter aufzuheben und die Auswahl von Richtern stärker zu steuern.
Als die Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 über eintausend Israelis getötet und 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt wurden, setzte dies den israelischen Protesten gegen Netanyahu ein jähes Ende. Mittlerweile wurden bereits Teile der Reform umgesetzt: So entschied das Parlament im März 2025, dass künftig mehr Regierungsvertreter und weniger Repräsentanten der Anwaltskammer im Richterberufungskomitee sitzen. Dieses Komitee ernennt die Richter des Obersten israelischen Gerichts.