Polit-Debatte in Wien

Heißer Streit: Sind Wiens Fernwärmepreise fair?

Grüne und FPÖ attackieren die Stadt Wien wegen angeblich höchster Fernwärme-Preise - Wien Energie wehrt sich und spricht von falschen Vergleichen.
Christoph Weichsler
28.08.2025, 07:50
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Eine neue Studie sorgt für Wirbel. Sie zeigt: Wien liegt mit 1.602 Euro pro Jahr angeblich an der Spitze der Fernwärmepreise. Zum Vergleich: Im Burgenland werden im Bestandstarif nur 437 Euro verrechnet - ein Unterschied von fast 270 Prozent.

Für die FPÖ ist das ein klarer Beweis für Abzocke. "Während andere Bundesländer längst zeigen, dass faire Preise möglich sind, werden die Wienerinnen und Wiener mit überzogenen Tarifen regelrecht ausgenommen", so Landesparteiobmann Dominik Nepp. Er betont, Ludwig könne "mit nur einer Unterschrift diese Preistreiberei sofort beenden".

Grüne warnen vor sozialem Druck

Auch die Grünen schlagen Alarm. Parteivorsitzender Peter Kraus verweist darauf, dass Ludwig bereits 2022 eine Erhöhung von 92 Prozent genehmigt habe - trotz Warnungen. "Es zeigt sich erneut das drastische Ausmaß der fatalen Preiserhöhungen in Wien. Der Bürgermeister muss diesen Fehler korrigieren", sagt Kraus.

Für Kraus steht fest: Niemand dürfe wegen der Energiewende auf der Strecke bleiben. "Die Wien Energie hat massive Gewinne gemacht, treibt vergleichsweise enorm hohe Preise bei den Wienerinnen und Wienern ein und fällt dann noch mit Intransparenz auf."

Wien Energie widerspricht deutlich

Der Versorger selbst spricht von "Äpfeln und Birnen". Die Analyse vergleiche Kleinanlagen - etwa einzelne Biomasse-Kessel - mit einem 1.300 Kilometer langen Wiener Verbundnetz. Zudem fehlten wichtige Städte wie Salzburg, Steyr oder St. Pölten, wo die Tarife über den angegebenen Höchstpreisen liegen.

Für den Großteil der Kunden gelte der amtliche Preisbescheid: 974 Euro im Jahr. Damit, so Wien Energie, liege man im Vergleich großer Städte sogar eher im günstigeren Bereich. Investitionen in Großwärmepumpen und Geothermie sollen die Preise bis 2040 stabil und unabhängig von fossilen Energien machen.

Einordnung der Extremwerte

Die von der FPÖ genannten Zahlen sind rechnerisch korrekt, aber nur bedingt vergleichbar. Der Burgenland-Tarif von 437 Euro bezieht sich auf ein kleines Netz mit anderen Rahmenbedingungen. Wien muss dagegen ein riesiges System betreiben, das hunderttausende Haushalte versorgt.

Unstrittig bleibt jedoch: Mit mehr als 400.000 Abnehmern ist Wien besonders sensibel für Preissteigerungen. Jede Erhöhung trifft hier deutlich mehr Menschen als in kleineren Netzen - und macht die Debatte politisch zum Dauerbrenner.

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