Neue Energiequelle

Heizen mit Klärschlamm – Tests laufen in St. Pölten

Was sonst im Abwasser landet, soll bald Häuser heizen: In St. Pölten soll Klärschlamm bald getrocknet und als Energiequelle zum Heizen genutzt werden.
Victoria Carina  Frühwirth
12.10.2025, 08:00
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Was früher als lästiger Rest galt, könnte schon bald zum Motor der Energiewende werden: Klärschlamm. In St. Pölten startet ein Pilotprojekt, das aus dem Abfallprodukt Wärme und Strom gewinnen will – und dabei wichtige Rohstoffe zurückholt.

Ganzjahresprojekt

Gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) und der Verbandskläranlage Traismauer erprobt die Stadt ein neues Verfahren. Der Plan: Im Sommer wird überschüssige Solarenergie genutzt, um Klärschlamm zu trocknen. Im Winter wird dieser dann verbrannt und liefert Energie für die Stadt.

"Wir wollen diese Winterlücke mit gespeicherter Energie aus Klärschlamm kompensieren", erklärte Franz Gruber, Geschäftsführer der Fernwärme St. Pölten, gegenüber "ORF NÖ".

Strom und Nährstoffe aus dem Kanal

Die Verbandskläranlage Traismauer zählt zu den größten in Niederösterreich. Sie reinigt täglich rund 60.000 Kubikmeter Abwasser – das ergibt etwa 10.000 Tonnen Klärschlamm im Jahr. Bislang wird ein Teil davon in der Landwirtschaft verwertet. Künftig soll er helfen, die Energieversorgung der Region zu sichern.

Parallel dazu prüft die BOKU im Auftrag der Stadt die Wirtschaftlichkeit und Umweltauswirkungen. Projektleiter David Wöß sagte zu "ORF NÖ":
"Wir sind jetzt an dem Schlüsselpunkt, die wirklichen Kosten zu ermitteln und zu schauen, ob das wirtschaftlich möglich ist."

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Das Besondere am Konzept: Es schließt gleich mehrere Kreisläufe – Energie, Wärme und Nährstoffe. Denn bei der Verbrennung kann auch Phosphor zurückgewonnen werden, ein lebenswichtiger Düngerstoff, der künftig laut EU-Vorgabe ab 2033 verpflichtend recycelt werden muss.

St. Pölten als Pionierstadt

Das Projekt ist Teil des sogenannten "Pionierstadt"-Prozesses. Ziel ist es, gemeinsam mit Wissenschaft und Wirtschaft klimafreundliche Ideen rasch in die Praxis zu bringen.
Carina Wenda, Leiterin dieses Prozesses, betont: "Uns ist besonders wichtig, mit Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten (…) Die Erkenntnisse geben wir auch aktiv an andere Städte weiter."

Derzeit wird ein Anlagenbauer eingebunden, um zu prüfen, wie und wann die Technologie umgesetzt werden kann. Sollte sich das Modell bewähren, könnte St. Pölten bald als Vorbild für andere Städte gelten – als Ort, an dem dreckiges Abwasser zur sauberen Energiequelle wird.

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