61,96 Prozent Anwesenheitsquote. Von insgesamt 1.062 Abstimmungen im Jahr 2025 war EU-Abgeordneter Helmut Brandstätter (NEOS) bei 658 dabei. Heißt im Umkehrschluss: Bei mehr als einem Drittel hat der Politiker gefehlt, er ist damit Schlusslicht unter den Austro-Parlamentariern. Seine Parteikollegin Anna Stürgkh kommt auf 100 Prozent Anwesenheit.
Wie erklärt Brandstätter seine niedrige Anwesenheit bei Abstimmungen? "Fleiß oder Faulheit eines Abgeordneten an der Teilnahme an Abstimmungen festzumachen ist absurd", erklärte er im "Heute"-Gespräch. Die Arbeit eines Abgeordneten sei eine ganz andere, etwa in den jeweiligen Ausschüssen oder Kommissionen. Brandstätter selbst sitzt im außenpolitischen Ausschuss, ist dementsprechend oft auf Reisen, zuletzt wieder in der Ukraine.
"Aber ob ich in einer Abstimmung bin oder nicht, hat mit meiner Tätigkeit ganz, ganz wenig zu tun", so Brandstätter. Sein Job sei es, nach Belgrad, nach Warschau oder in die Ukraine zu reisen – "das ist mein Job. Ich muss das machen."
Die Argumentation des NEOS-Politikers überzeugt den FPÖ-Abgeordneten im EU-Parlament, Harald Vilimsky, nicht. Noch im Gespräch mit "Heute" nannte er Brandstätter "den größten Heuchler überhaupt". Und wenn der pinke Abgeordnete behaupte, dass die Abstimmung nicht die Hauptaufgabe eines Abgeordneten sei, habe er Parlamentarismus nicht verstanden. "Die Abstimmung ist mit Abstand die zentralste Aufgabe", so Vilimsky.
Brandstätter betonte, dass seine parlamentarische Arbeit auch in Ausschüssen und Kommissionen stattfinde. Laut dem Freiheitlichen war der NEOS-Abgeordnete jedoch beim letzten außenpolitischen Ausschuss am 13. Mai nicht anwesend. Ein Blick ins Abstimmungsprotokoll bestätigt: Brandstätters Name scheint dort nicht auf – jener von Vilimsky hingegen sehr wohl. Darüber hinaus gab es in diesem Jahr bislang keinen einzigen Ausschuss, der parallel zu Plenarsitzungen stattfand. Die Ausschusstätigkeit kann also nicht als Grund für ein Fernbleiben vom Plenum herangezogen werden.
Der FPÖ-Mann, dessen Anwesenheitsquote bei 97,83 Prozent liegt, reagierte auf X auf den "Heute"-Bericht. "Helmut, wo bist Du? Groß kassieren, selten da Nicht abstimmen, sondern herumreisen ist die wichtigste Aufgabe eines Parlamentariers. Helmut Faulstätter macht sich damit zum zweiten Sepp Schellhorn der Neos", tobte Vilimsky.
Das wollte Brandstätter so nicht sitzen lassen und holte – ebenfalls auf X – zum Gegenangriff aus. "Wer glaubt, dass es auf die Anzahl der Abstimmungen im Parlament ankommt, hat so viel Ahnung vom Europäischen Parlament wie der Vogel, der draußen gerade vorbeifliegt."
Schlimm hingegen sei, "dass die Freunde Putins Österreich (FPÖ) immer abstimmen, wie Putin sich das wünscht, gegen Europa und Österreich", so der NEOS-Mann.