Wohnung wie Nazi-Tempel

Hitze-Ausrede – Mann zeigt Nazi-Tattoos in Zug

AH-Feuerzeug, SS-Kette, Nazi-Flaggen: Eine Vielzahl an NS-Devotionalien wurden bei einem Arbeitslosen in NÖ entdeckt – nun wurde er verurteilt.
Erich Wessely
02.12.2025, 20:30
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Ein 48-jähriger Arbeitsloser aus dem Bezirk Amstetten sorgte nach einer Fahrt auf der Südbahn-Strecke für einen Polizei-Einsatz. Der Mann soll am 5. Mai wegen der Hitze sein langärmliges Shirt ausgezogen haben – und damit zwei verbotene Nazi-Sprüche auf seinen Unterarmen sichtbar gemacht haben: "Meine Ehre heißt Treue" und "Blut und Ehre".

Mehrere Fahrgäste meldeten den Vorfall, die Zugbegleiterin alarmierte die Polizei. Zwei Beamte warteten laut "Kurier" bereits am Bahnhof Wiener Neustadt.

Handgemenge am Bahnsteig

Als die Polizisten den mehrfach vorbestraften 48-Jährigen aus dem Zug holen wollten, eskalierte die Situation: Der Mann widersetzte sich der Festnahme, es kam zu einem Gerangel. Dabei wurde ein Beamter verletzt. Bei der Durchsuchung fanden die Beamten dann eine bizarre Sammlung: Zeichnung eines Hakenkreuzes, zwei Reichskriegsflaggen, SS-Kette, Totenkopf-Schlüsselanhänger, Feuerzeug mit den Initialen "AH". Der Mann behauptete sofort: "AH steht für meine Vornamen – nicht für Adolf Hitler."

Wohnung voller Nazi-Devotionalien

Kurz darauf durchsuchte der Verfassungsschutz seine Wohnung – und stieß auf noch deutlich mehr Material: Hitlers Konterfei auf Bierflaschen, Bierkrug mit "Es lebe das deutsche Reich", Sammlung von SS-Anstecknadeln, SS-Bettwäsche im Schlafzimmer. Und auch Kriegsgerät: zwei Sprenggranaten und weiteres Material.

"Bin ja kein Fan vom Hitler"

Trotz der Funde erklärte der Angeklagte laut "Kurier" am ersten Prozesstag, dem 27. November, am Landesgericht Wr. Neustadt: "Ich bin ja kein Fan vom Hitler. Ich sammle das seit 30 Jahren. Ich bin kein Nationalsozialist." Richterin und Geschworene zeigten sich skeptisch – schließlich trägt der Mann zusätzlich Nazi-Tattoos am Oberkörper, darunter einen Reichsadler und einen SS-Totenkopf.

Als die Vorsitzende ihn fragte, warum er ein Hitler-Bild in seiner Geldbörse habe, antwortete der 48-Jährige nur: "Ja, das macht halt einer so und einer so." Die Runen auf seinem Zigarettenetui habe er "ganz normal auf Amazon" gekauft.

Obwohl der Verteidiger zuvor angekündigt hatte, der Mann werde "wesentlich geständig" sein, plädierte dieser überraschend auf nicht schuldig.

24 Monate teilbedingte Haft

Bei der Prozessfortsetzung am Dienstag, 2. Dezember, fiel das Geschworenenurteil: Freispruch hinsichtlich Widerstand gegen die Staatsgewalt, sonst Schuldspruch nach dem Verbotsgesetz: Freiheitsstrafe von 24 Monaten, davon 18 Monate bedingt plus Weisung (Präventionsmaßnahmen durch den Verein DERAD) und Bewährungshilfe. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

{title && {title} } wes, {title && {title} } Akt. 03.12.2025, 09:55, 02.12.2025, 20:30
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