Es klingt unglaublich – und ist doch Realität: Ein damals 14-jähriger IS-Sympathisant wurde im Sommer 2024 verhaftet, weil er online Terrorpropaganda verbreitet und zur Tötung eines Wiener Politikers aufgerufen haben soll. Wenige Wochen später kam er unter strengen Auflagen aus der U-Haft frei – und kehrte mitten im Schulstart zurück in die Klasse.
Der Jugendliche musste zur Bewährungshilfe, ein Deradikalisierungsprogramm absolvieren und durfte nur ein Tastenhandy ohne Internet nutzen – diese Auflage wurde später gestrichen. Das Landesgericht Korneuburg ordnete außerdem an, dass er die Schule besuchen muss.
"Er hat mit mehreren Accounts Nachrichten im Internet geteilt, worin der IS verherrlicht wird. Gefunden wurden Videos von Anschlägen und Flaggen des IS sowie auch Aufrufe zu Gewalt an Andersgläubigen", zitiert die "Kronen Zeitung" die Staatsanwaltschaft im Sommer 2024.
Fast ein Jahr ist seither vergangen – doch von einer Anklage fehlt weiterhin jede Spur. Heißt im Klartext: der beschuldigte Jugendliche saß ein ganzes Schuljahr unter nichtsahnenden Klassenkollegen – und er weiß noch immer nicht, ob ihm überhaupt der Prozess gemacht wird.
Erst vor Kurzem sei der Abschlussbericht der Polizei bei der Staatsanwaltschaft eingelangt, wie ein Sprecher gegenüber der "Krone" bestätigt. Die Erledigung werde "in den nächsten Wochen" angekündigt. Die Auswertung der Datenträger habe viel Zeit beansprucht, heißt es weiter.
Zum Vergleich: Im Fall eines anderen 15-Jährigen, der im Februar 2025 einen Anschlag am Wiener Westbahnhof geplant haben soll, ging alles deutlich schneller.
Nur vier Monate nach seiner Festnahme steht laut "Krone" bereits der Prozess an – am 21. Juli, unter anderem wegen der Vorbereitung einer terroristischen Straftat. Für die Jugendlichen gilt die Unschuldsvermutung.